Mehr Gezeiten-Strom für die Färöer

Färöer. Vor drei Jahren lieferte der Gezeitendrache im Vestmannasund zum ersten Mal Strom ins färöische Netz. Das Projekt war erfolgreich – und der Drache soll nun einen Nachfolger bekommen, der nicht nur doppelt so groß ist, sondern zwölf Mal so viel Energie erzeugen kann. Darüber berichteten KVF und SVT.

Gezeitendrache

3D-Modell des Dragon 12, der nun erstmals eingesetzt werden soll. Quelle Minesto

So funktioniert der Gezeitendrache: Er sieht ein bisschen aus wie Flugzeugflügel ohne Flugzeug und ist an einem Stahlseil am Meeresboden fixiert. In der Tiefe dreht er selbständig seine Runden in Form einer großen, liegenden Acht, getrieben durch seine Form und die Auftriebskräfte der Strömung. Durch die Bewegung dreht sich ein Propeller – das erzeugt Strom, wie bei einem Windkraftwerk. Anders als Wind sind die Gezeitenströme jedoch berechenbar. Entwickelt wurde das Modell vom schwedischen Start-up Minesto.

Neuer Gezeitendrache soll Leistung bis zu 1,2 MW bringen

Gezeitendrache

Dragon 4 auf dem Weg zum Einsatzort. Foto Minesto

Der erste Drache, Dragon 4, hatte eine Flügelspannweite von 4,9 Metern und und eine Leistung von bis zu 100 KW. Nun will Minesto ebenfalls im Vestmannasund das Modell Dragon 12 installieren, das für den kommerziellen Betrieb entworfen wurde: Mit einer Spannweite von 12 Metern, 28 Tonnen schwer und einer Leistung von 1,2 MW. Über Wasser ist der knallgelbe Drache nicht sichtbar, denn auch der höchste Punkt der Acht wird noch mehrere Meter unter der Wasseroberfläche liegen. Bei dem bisherigen Einsatz gab es laut der Minesto- Pressesprecherin gegenüber SVT keine keine Kollisionen mit beispielsweise Delfinen oder Robben, die Tiere würden der Konstruktion ausweichen.

Autarkes Energiesystem auf den Färöer

Der färöische Energieversorger SEV will bereits 2030 komplett fossilfreie Energie erzeugen können. Ein berechenbares System wie Gezeitenkraft wäre dafür sehr hilfreich. Die Färöer müssen sich autark versorgen und erhalten keinen Strom über Kabel aus anderen Ländern. Bisher nutzt SEV bereits Wasser- und Windkraft, aber eben auch noch Öl.

Minesto hat auch Pläne fertig, in denen Gezeitenkraft bis zu 200 MW liefern könnte – 40 Prozent des färöischen Energiebedarfs. Dazu würde man Felder mit mehreren Drachen anlegen, ähnlich Windparks. Erst einmal muss sich aber der erste große Drache bewähren. Er steht noch an Land, denn es müssen vor Ort noch die letzten Vorbereitungen für seinen Einsatz getroffen werden.

Früherer Artikel zum Thema: Erster Strom für die Färöer aus Gezeitenkraftwerk

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