Longyearbyen erwartet 2023 Kreuzfahrer-Rekord

Spitzbergen (Norwegen). Im Jahr 2018 zählte Longyearbyen 57 700 Kreuzfahrttouristen – damals ein Rekord. Doch in der kommenden Saison wird dieser voraussichtlich locker überholt: Kommt alles so wie geplant, werden 75 000 Personen mit dem Schiff dort ankommen oder dort ein Schiff besteigen – zu viele, findet der Ortsvorsitzende. Darüber berichtete Svalbardposten.

Die arktische Natur Spitzbergens lockt. Foto Thomas Christiansen

In der Coronazeit war Spitzbergen hart getroffen. Nicht von dem Virus selbst, das lange ferngehalten werden konnte. Durch die besonders starke Abschottung der Inselgruppe fehlten aber die Einnahmen durch die Touristen im Gastgewerbe und bei den Tourenveranstaltern. Für Reisen nach Spitzbergen gab es noch länger Hürden als für Festland-Norwegen. Das Thema „Touristenmassen“ schien sehr weit weg. In der Tourismusbranche gab es außerdem die Einschätzung, dass viele große Kreuzfahrtschiffe gar nicht mehr kommen würden, wenn das Schweröl verboten ist – was seit einem Jahr der Fall ist.

Schweröl-Verbot hat Schiffsanläufe nicht gesenkt

Doch so ist es nicht gekommen. Die Kreuzfahrtschiffe haben umgestellt und laufen Longyearbyen weiter an. In der kommenden Saison werden laut Svalbardposten 35 Schiffe mit rund 50 000 Personen an Bord erwartet. Dazu werden voraussichtlich 25 000 Touristen mit dem Flugzeug kommen und in Longyearbyen an Bord gehen. Für den 2500-Einwohner-Ort bedeutet das zeitweise eine Verdoppelung der Personenzahl oder mehr. Es gibt auch nicht für alle Schiffe Platz am Kai. Der Vorsitzende von Longyearbyen Lokalstyre, Arild Olsen, findet, man benötige eine „Pause vom Wachstum“. Das Problem: Nach der bisherigen Rechtslage habe der Hafen Empfangspflicht und könne niemanden abweisen.

„Vorschriften schaffen, die Schiffsanzahl regeln“

Die Chefredakteurin von Svalbardposten, Line Nagell Ylvisåker, will das nicht so hinnehmen: „An wenigen Orten gibt es so viel Anlass, Beschränkungen aus Umweltschutzgründen auszusprechen wie auf Spitzbergen“, schreibt sie. Dies hätte die Regierung schließlich auch bei anderen Gelegenheiten in jüngster Zeit hervorgehoben – gemeint sind Sperrungen bestimmter Gebiete an Land und eine Einschränkungen der Anlandemöglichkeiten im Archipel von See aus. Line Nagell  Ylvisåker plädiert dafür, die Kapazität des Hafens einzuschränken, was aus Gründen des Umweltschutzes zulässig sei: „Wenn der Wille vorhanden ist, sowohl vor Ort als auch bei den zentralen Behörden, ist es durchaus möglich, Vorschriften zu schaffen, die auch regeln, wie viele Schiffe nach Longyearbyen kommen dürfen.“

Das Dilemma des arktischen Kreuzfahrttourismus

Der arktische Kreuzfahrttourismus steht ohnehin vor einem unauflösbaren Dilemma: Die Teilnehmer sind oft durchaus an der Arktis interessiert und lernen sie bei ihrem Besuch noch mehr zu schätzen. Kreuzfahrtschiffe tragen aber auch dazu bei, das Klima aufzuheizen und genau jene Gebiete zu verändern, deren eisige Schönheit sie heute noch vorführen.

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