Lofoten in 50 Jahren zu warm für den Skrei?

Norwegen. „Lofotfiske“ war über Jahrhunderte gleichbedeutend mit gutem Einkommen. Nirgendwo sonst konnten Fischer so schnell erfolgreich ihre Netze füllen wie zu der Zeit, in der der wandernde Kabeljau aus der Barentssee an die Küste kam, um zu laichen. Statt zu den Lofoten könnte dieser allerdings künftig Richtung Murmansk schwimmen – das zumindest sagen Modellrechnungen des norwegischen Meeresforschungsinstitutes zu den steigenden Wassertemperaturen.

Aufhängen Kabeljau

Aufhängen des Atlantischen Kabeljaus auf traditionelle Weise. Foto Anna Lena Bercht

Der wandernde Kabeljau aus der Barentssee wird auch Skrei genannt. Vergangenes Jahr war keine gute Skrei-Saison. Nun steht die neue bevor. Der Bestand ist in den vergangenen Jahren gesunken, kommt allerdings von einem historischen Höchststand 2014. Neben der Masse haben die Lofoten noch ein anderes Problem. Trifft ein, was die Modellrechnungen des Meeresforschungsinstituts ergeben, könnte aus „Lofotfiske“ in 50 Jahren eher Finnmark- und Murmansk-Fischerei werden.

Modell an der Vergangenheit getestet

In den Modellrechnungen wurde berücksichtigt, was über die Vorlieben des Skreis bekannt ist, wie Wassertemperatur, Tiefe und Bodenverhältnisse. Getestet wurden die Modelle an Perioden der Vergangenheit. Das Modell ließ den Skrei in der kälteren Periode 1965 –1970 zahlreich bis zur Küste von Møre schwimmen, weit südlich der Lofoten. Auch in der Realität machten die Møre -Fischer damals gute Fänge.

Für die Zukunft ergeben die Modelle, dass der Skrei sich eher an die nördliche Küste bis nach Murmansk wenden wird, während es auf den Lofoten dünn wird. Anzeichen dafür gibt es jetzt schon: Bei NRK berichtet ein Mann, der seit 40 Jahren in der Region um das Nordkap fischt, dort käme jetzt mehr laichbereiter Kabeljau an als früher.

Perfekte Verhältnisse auf den Lofoten über Jahrhunderte

Kabeljau

Kabeljau, Gadus Morhua. Foto Hans-Petter Fjeld, CC BY-SA 2,5

Die Lofotenfischerei hat zwar nicht mehr dieselbe Bedeutung wie in der Vergangenheit, wo eine Vielzahl von Fischern aus ganz Norwegen sich daran beteiligte. Sie ist aber nach wie vor ein starker Wirtschaftsfaktor – und eine starke Tradition. Mit der Lufttrocknung auf den Holzgestellen wird bis heute ein Teil des Fangs auf überlieferte Weise haltbar´gemacht. Bisher waren die Bedingungen dafür perfekt, aber auch das ändert sich. Weniger Frost und mehr Regen statt Schnee beeinträchtigen den Prozess. Die ersten Produzenten haben ihre Gestelle schon an kühlere Standorte auf der Inselgruppe verlagert berichtet.

„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, was passieren wird. Das Laichen ist eine Sache, aber die Skreilarven brauchen auch das richtige Futter zur richtigen Zeit. Sie müssen außerdem auf die richtigen Meeresströme treffen, so dass sie weitertreiben zu den Gebieten in der Barentssee, in denen sie aufwachsen können. Es ist nicht sicher, ob all das in einem neuen Laichgebiet zusammenpassen wird,“ so die Forscherin Anne Britt Sandø, Hauptautorin der Studie zur Skrei-Zukunft.

Siehe auch zwei Beiträge zu Küstenfischerei und Klimawandel von Anna Lena Bercht in skandinavien.de

Früherer Artikel zum Thema:

Forscher ziehen aus zur Bestandsaufnahme des Skrei

 

Dieser Beitrag wurde unter Biologie, Klima, Norwegen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert