Wer dachte, Walfang sei bald ein Fall für die Geschichtsbücher, sah sich auf der 67. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Brasilien eines besseren belehrt. Der Antrag auf Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik bekam nicht die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit. Dagegen stimmten unter anderem Norwegen, Island, Japan und Russland.
Eingebracht hatten den Antrag für das Schutzgebiet „Southern Atlantic Whale Sanctuary“ Gastgeber Brasilien, Argentinien, Uruguay, Gabun und Südafrika. Einen ersten Anlauf dazu gab es bereits vor 20 Jahren, doch die Stimmen reichten nie. Das neue Schutzgebiet sollte südlich des Äquators gelten bis zum bereits 1994 eingerichteten Schutzgebiet Southern Ocean Sanctuary, das einen breiten Streifen nördlich der Antarktis umfasst. Zu den Hochzeiten des Walfangs wurde im südlichen Südatlantik besonders intensiv gejagt.
89 Länder waren bei dem Treffen vertreten. Mit Abstand die größte Delegation kam aus Japan, wie die Teilnehmerliste zeigt. 39 Länder stimmten für die Einrichtung des Schutzgebietes, 25 dagegen, der Rest enthielt sich. Damit der Antrag Erfolg hat, hätten es 60 Ja-Stimmen sein müssen.
Laut der AP-Reporterin war eins der Argumente gegen das Gebiet, dass dort ohnehin kein kommerzieller Walfang betrieben wird. Doch es gibt Länder, die den kommerziellen Walfang gerne wieder aufnehmen beziehungweise ausweiten würden. Seit 1982 gilt ein Moratorium. Norwegen und Island haben sich offiziell dagegen gestellt, auf unterschiedliche Weise, und betreiben offen kommerziellen Walfang in nach ihrer Meinung nachhaltiger Weise. Die Zahlen werden an den IWC gemeldet. Russland hat ebenfalls widersprochen, verzichtet jedoch auf kommerziellen Walfang. Japans Jagd wird als wissenschaftlicher Walfang deklariert.
Ausnahmeregelung für Grönland, Alaska, Tschukotka und Bequia
Eine offizielle Ausnahme vom Moratorium gibt es für Ursprungsvölker, die für den Eigenbedarf jagen dürfen („Aboriginal Substistence Whaling“). In diesem Jahr werden wieder neue Quoten für die nächsten Jahre festgelegt. Diese Ausnahme gilt für vier Regionen: Grönland, Alaska (USA), Tschukotka (Nordostrussland) und Bequia ( St. Vincent and the Grenadines, Karibik). Andere Karibikinseln würden aber offenbar auch gerne den Fang wieder aufnehmen – so fordert der Vertreter von Antigua und Barbuda laut AP mehr Respekt für die Kultur anderer Völker.
Die Färöer sind nicht Mitglied im IWC. Allerdings gehörten zur dänischen Delegation ein Vertreter von den Färöer sowie Wissenschaftler grönländischer Einrichtungen.
Japan würde seinen Walfang gerne ausweiten und plädiert deshalb laut AFP für eine Änderung der Statuten. Eine einfache Mehrheit soll künftig genügen. Mit einer einfachen Mehrheit wäre aber auch das Schutzgebiet nur noch wenige Stimmen vom Erfolg entfernt. Die Tagung geht noch bis Freitag.