Island. Anfangs gab es starke Proteste gegen die Lachzucht in isländischen Fjorden – doch das Geschäft lockte. Und während die Lachszuchtbranche zulegte, blieben die gesetzlichen Regelungen und die Aufsicht schwach und Flickwerk. Zu diesem Schluss kommt ein Report des isländischen Rechnungshofes. Die zuständige Ministerin Svandís Svavarsdóttir kündigte Änderungen an. Darüber berichteten RÚV und Iceland Review.

Lachszucht, hier in Nordnorwegen. Foto Dagmar Hemmie
Die Nebenwirkungen von Lachszucht in offenen Gehegen sind aus Norwegen hinreichend bekannt: Tierkot, Futterreste und Medikamente beeinträchtigen das Gewässer, die Lachslaus vermehrt sich und Zuchtlachse, die entfliehen können, gefährden die Gesundheit des Wildbestandes. Auch auf Island gab es schon entflohene Lachse, zum Beispiel 2021 im Arnarfjörður. Bei einer Untersuchung im vergangenen Sommer fand die Lebensmittel- und Veterinäraufsicht im Fluss Mjólká 16 Zuchtlachse.
Doch Zuchtlachs ist weiterhin ein gefragtes Produkt. In geringerem Umfang werden auch Regenbogenforellen gezüchtet. Die Jahresproduktion der Aquakultur auf Island steigerte sich zwischen 2014 und 2021 von 4000 Tonnen auf 45 000 Tonnen. Hinter den isländischen Firmen stehen oft norwegische Konzerne.
Zu wenig Kontrolle
Zu den Kritikpunkten gehört, dass nicht einmal die Gebiete für die Lachszucht überprüft und kontrolliert werden – sie kollidieren teilweise mit anderer Nutzung wie Schifffahrtsrouten. Die Gebiete durften über einen längeren Zeitraum sogar kostenlos genutzt werden. Das Meeresforschungsinstitut habe nicht die Ressourcen für eine Prüfung der Gebiete. Und trotz bekannten Verstößen gegen existierende Auflagen habe die Lebensmittel- und Veterinäraufsicht die Kontrollen nicht verstärkt.
Umfangreiche Überarbeitung wird dauern
Ministerin Svandís Svavarsdóttir kündigte eine Überarbeitung des Regelwerks an. Da dies umfangreiche Vorarbeiten benötige, werde dies wahrscheinlich nicht in der laufenden Legislaturperiode fertig werden. In dem Report seien aber auch viele Vorschläge, die sofort umgesetzt werden könnten.
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Norwegen und Färöer: Die Lachszucht hat sich weit ausgebreitet