Grönland. Wie viel Methan wird frei, wenn durch die Klimaerwärmung immer mehr Permafrostboden auftaut? Das ist eine der großen Unbekannten in den Klimamodellen. Neue Forschung der Universität Kopenhagen in Grönland zeigt, dass die dortigen Bodenformen in der Gesamtsumme sogar mehr Methan umwandeln als freisetzen. Die Studie wurde in Communications Earth & Environment veröffentlicht.
Entscheidend für die Methan-Frage ist die Bodenbeschaffenheit. Wenn Permafrost unter feuchten Bedingungen auftaut, wird bei der Zersetzung der aufgetauten Tier- und Pflanzenreste Methan abgegeben. Methan ist bekanntlich ein noch wirkungsvolleres Treibhausgas als Kohlendioxid.
Das Forscherteam aus Kopenhagen untersuchte Bodenproben von elf ausgewählten Orten, die repräsentativ für 78 Prozent der Landschaftsformen in den eisfreien Gebieten Grönlands sind. Es zeigte sich, dass in den trockeneren Landschaftstypen spezielle Mikroorganismen im Boden sogar Methan nutzen und in Kohlendioxid umwandeln. Zwar ist auch Kohlendioxid ein unbeliebtes Treibhausgas, aber Methan ist um ein Vielfaches schlimmer. Am besten funktioniere dies auf trockenem Boden mit bestimmten Mikroorganismen, einem für sie optimalen pH-Wert und dem Vorkommen von Kupfer, so Erstautorin Ludovica D’Imperio in der Pressemitteilung.
Eisdecke verhinderte Ansammlung von Kohlenstoff
Nach dem Modell des Forscherteams wird in Grönland mehr Methan im Boden umgewandelt als in den feuchten Gebieten freigesetzt. Das liege unter anderem daran, dass viele Flächen lange unter einer Eisdecke lagen – deshalb konnte dort auch kein Kohlenstoff lagern, der nun freigesetzt werden könnte.
Praktisch keine Auswirkungen – verglichen mit Sibirien
Diese vergleichsweise positive Bilanz habe allerdings global praktisch keine Auswirkungen, da es um vergleichsweise kleine Mengen umgewandeltes Methan gehe, so das Forscherteam. Die größten Quellen für Methanausstoß aus auftauendem Permafrost befinden sich in Sibirien. Dort waren dänische, deutsche und niederländische Forschende ebenfalls dabei, Landschaftsformen auf Methanprozesse zu untersuchen. Seit Russlands Angriff auf die Ukraine und den darauffolgenden Sanktionen westlicher Länder ist diese Forschungszusammenarbeit jedoch abgebrochen. Es gebe nicht genug Daten für eine Methan-Gesamtrechnung für Sibirien, so Studienleiter und Co-Autor Bo Elberling.
Trotzdem hofft er, dass die Forschung dazu beigetragen habe, die komplexen Prozesse rund um das Methan zu verstehen und mit der Methode eine bessere globale Berechnung durchzuführen.
Siehe auch die Forschung bei Abisko, Schweden: Klimaforschung in Abisko: Die Zeitmaschine am Nuolja