Island. Die isländische Forstwirtschaft möchte in den kommenden fünf Jahre die Anpflanzung neuer Bäume vervierfachen. Damit könne man auch das CO2 binden und das Klimaziel von Paris erreichen. Darüber berichtete RÚV.
Wälder sind sicherlich nicht das erste, das man vor Augen hat, wenn man an Island denkt. Nur etwa knapp zwei Prozent der Insel ist laut dem isländischen Forstdienst (Skógræktin) mit Bäumen bewachsen. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen gibt es Gebiete, wo Bäume einfach keine Chance haben – Gletscher, das Hochland, frische Lava beispielsweise. In anderen Gebieten wuchs zur Zeit der Besiedelung sehr wohl Wald, wie archäologische Funde zeigten. Die Fläche machte ein Viertel bis ein Drittel aus. Hauptsächlich handelte es sich um Birkenwald. Die Siedler nutzten ihn als Brenn- und Baustoff. Außerdem hatten sie ihre Tiere mit auf die Insel gebracht. Auf die Überweidung durch die vielen Schafe folgte Erosion durch Wind und Regen. Der Wald wuchs nicht nach.
Schutz und Aufforstung
Das absolute Minimum im post-glazialen Zeitalter war dann Mitte des 20. Jahrhunderts erreicht: Weniger als ein Prozent, möglicherweise sogar weniger als 0,5 Prozent des Landes war noch bewaldet. Dass es ein Problem gab, war den ersten schon früher klar geworden: So waren 1907 Landgræðsla, englisch Soil Conservation Service of Iceland, eine Regierungseinrichtung zum Schutz des Bodens, und eine Einrichtung zum Schutz des Waldes, heute Skógræktin, Iceland Forest Service, gegründet worden. Der verbliebene Wald wurde zum Schutz vor Schafen eingezäunt, neuer gepflanzt. Allein durch die Einzäunung wuchs der Birkenwald von Hallormsstaður von 1906 bis 1997 wieder um 330 Hektar, weil die natürlich ausgesäten jungen Triebe nicht mehr abgefressen wurden. Skógræktin betreut auch die nationalen Wälder Islands (Liste).
In Sachen Aufforstung hat Island bereits viele Experimente hinter sich. Zwar wird auch einheimische Birke gezogen und gepflanzt. Weil diese aus wirtschaftlicher Perspektive aber wenig ergiebig ist, wurden auch Baumarten aus vergleichbaren klimatischen Regionen ausprobiert, mit unterschiedlichem Erfolg. Sibirische Lärche und Sitka-Fichte erwiesen sich als erfolgreich. Inzwischen kann sogar in bescheidenem Maßstab Holz geerntet werden. Ansonsten muss Holz importiert werden. Allerdings gibt es auch Stimmen gegen diese „exotischen Bäume“ auf Island.
Zu erfolgreich: das Lupinen-Experiment
Noch heftiger umstritten ist eine andere Maßnahme: Fehlender Halt durch Pflanzen hatte an manchen Stellen zu heftigen Sandstürmen und Gerölllawinen geführt. Als Mittel dagegen war die Lupine aus Nordamerika eingeführt worden. Diese fühlt sich auf Island offenbar sehr wohl und hat zwar ihren Zweck erfüllt, sich aber deutlich weiter ausgebreitet als vorgesehen. Sie überwuchert auch einheimische Flora. Inzwischen wird sie in bestimmten Gegenden auch wieder entfernt.
Wälder gegen Klimawandel
In den 1990er Jahren bis zur Krise 2008 waren jährlich vier- bis sechs Millionen Baumsetzlinge ausgepflanzt worden. Nach der Krise schrumpften die Mittel für das ehrgeizige Aufforstungsprojekt. Der Forstdienst, der Verband der Waldbesitzer und die Gesellschaft der Förster machte nun mit einem Appell an die Regierung darauf aufmerksam, wie nützlich mehr Wald für Islands CO2-Bilanz wäre – sie wollen die Neuanpflanzungen vervierfachen. Schließlich hatte die Premierministerin sogar ein CO2-neutrales Land für 2040 angekündigt. Dafür wäre jedoch mehr Geld notwendig als aktuell im Haushalt vorgesehen.
Nach einer Bestandsaufnahme 2015 breitet sich Birkenwald heute wieder aus und bedeckt etwa 1,5 Prozent Islands. Dazu kommen 0,4 Prozent kultivierter Nutzwald mit anderen Baumarten.
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Hei,
das Aufforstungsprogramm hat in Island ja nun schon Geschichte. Klimatisch ist naturgegebenermaßen das Wachstum langsam und von zumeist nicht sehr beeindruckender Höhe. zu Zeiten der Landnahmezeit war ja, wie man weiß noch deutlich mehr Baumbestand vorhanden, der durch den Menschen und vor allem die Schafe immer mehr reduziert wurde.
Es werden ja unterdessen verschiedenste Baumarten zur Anpflanzung genutzt bis hin zur amerikanischen Hemlocktanne und verschiedenen Weiden- bzw. Pappelarten.
Mir persönlich gefallen die polaren Birken, die zumeist aber nur Tundrabaumhöhe erreichen und die wunderschöne sibirische Lärche, die charakteristischer Weise kurz über Bodenhöhe schon in eine Zweistämmigkeit übergeht und dann wie mit suchenden , sich teils krümmenden Bewegungen nach oben ragt,
eindrücklich schön!
Einige Exemplare lassen sich auf dem alten Friedhof in Reykjavik betrachten und bestaunen, wie überhaupt hier auf dem Friedhof ein beeindruckend alter und gemischter Baumbestand zu bewundern ist , neben den manchmal recht wunderlichen alten Gräbern freilich.
Der isländische Autor Gyrdir Eliasson beschreibt in seinem Roman, den er Pastoralsonate nennt, sehr eindrücklich einen Wald mit seinem Besucher einen vom Leben müde gewordenen Maler, der sich zum Ziel gesetzt hat Bäume in dem Wald zu malen und bei seinen Waldgängen interessante Begegnungen hat. Recht melancholisch im Grundton aber zauberhaft, viel eigene Imaginationen freisetzend geschrieben. Der Roman heißt am Sandfluss. und ich vermute, dass der Wald etwas nördlich von Selfoss liegt. Lesenswert!
Friedel U. Lehmann
Hi, bin selbst Förster und deshalb an diesem Problemkreis interessiert. Wenn Aufforstung die Anpflanzung von Nicht-heimischen Baumarten bedeutete, hielte ich es für den falschen Weg. Begnügte man sich mit der heimischen Birke, würde ein flächenhafter Verbissschutz vermutlich genügen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass so mancher Grundeigentümer etwas gegen die Waldsukzession auf seiner Schafweide einzuwenden hätte. Es hängt wahrscheinlich alles an den Eigentumsverhältnissen.
Gruß
Herwig