Tornedalen. Hei! Mikä sinun mubiilinumero oon? Auf deutsch heißt das „Wie ist deine Handynummer“ und ist nicht falsches Finnisch, sondern richtiges Meänkieli, seit dem Jahr 2000 als Minderheitensprache in Schweden anerkannt. Damit wäre sie nun volljährig. Doch ihre Wurzeln liegen 200 Jahre zurück: in einem verlorenen Krieg und der Teilung des Tornedalen in Ost und West.
Russland und Schweden führten viele Kriege gegeneinander, um die Vorherrschaft im Ostseeraum und um den Grenzverlauf. Denn seit der Entwicklung von Staaten im Norden gehörte Finnland zum schwedischen Königreich, man war also direkt benachbart. Die weiteste Ausdehnung Schwedens Richtung Osten reicht bis kurz vor St. Petersburg und schloss Wyborg (Выборг), ehemals schwedisch Viborg, mit ein. Der letzte Krieg war 1808 bis 1809. Schweden verlor. Finnland ging an Russland.
Bis dahin hatten im Norden viele Menschen zu beiden Seiten des Torneflusses Finnisch gesprochen. Die Grenze zwischen Schweden und Finnland/ Russland wurde entlang des Torne- und des Muonioflusses gezogen – und dichtgemacht. Die Stadt Torneå auf einer Insel kurz vor der Mündung des Torneälv wurde vom Westufer abgeschnitten.
Die in Schweden verbliebenen Finnischsprachigen hatten in den folgenden Jahrzehnten/Jahrhunderten keinen leichten Stand. Zum einen gab es politische Strömungen, die auf Schwedisch pochten, phasenweise war Finnisch komplett aus den Schulen verbannt. Zum anderen fehlte der Austausch mit der großen Sprachgruppe. So entwickelte sich ihr Finnisch auf eine eigene Weise, viele Begriffe des modernen Alltags sind vom Schwedischen geprägt. Wie „mubiilinumero“, schwedisch „mobilnummer“. Auf Finnisch heißt Handy nämlich „kännykkä“.
Die Mitglieder der Stiftung Meän Akateemi – Academia Tornedaliensis feiern nicht die Volljährigkeit ihrer Sprache, sonden schon den 30. Geburtstag, wie SVT berichtete. Denn vor inzwischen 30 Jahren hatten sie sich getroffen, um für die Anerkennung von Meänkieli zu kämpfen. Meänkieli bedeutet übersetzt „meine Sprache“. Gesprochen wird sie vor allem westlich des Torneälv, in Haparanda, Övertorneå und Pajala, aber auch in Kiruna, Gällivare, Kalix und Luleå.
Beim Nachwuchs ist die Sprache nur begrenzt attraktiv, wie unter anderem eine (ältere) Reportage von Radio Schweden zeigt. Schließlich sind nun die Grenzen nach Finnland wieder offen, und auch mit anderen Sprachen lässt sich mehr anfangen. Die Zahl der Sprecher variiert je nach Definition – geschätzte 70 000 Menschen sollen Meänkieli, früher auch Tornedalfinnisch genannt, zumindest teilweise verstehen. Genug für einige Bücher, Zeitschriften, eine eigene Theatergruppe – und seit vergangenem Jahr liegt sogar eine Übersetzung des Neuen Testaments auf Meänkieli vor, verfasst vom Schriftsteller Bengt Pohjonen im Lauf von 30 Jahren.
Mehr zu Minderheitensprachen und Sprachverwandschaften im Norden unter Sprachen