Svolvær/Lofoten (Norwegen). Ist ein gesunkenes Fischöl-Fabrikschiff, das seit 80 Jahren die Hafeneinfahrt stört, ein wichtiges Kulturdenkmal oder kann das weg? Darüber streiten sich nun Historiker und der Hafenchef in Svolvær. Es geht um das deutsche Dampfschiff „Hamburg“, versenkt im Zuge der Operation Claymore 1941. Darüber berichtete NRK.
März 1941: Die Lofoten sind wie der Rest Norwegens von Nazi-Deutschland besetzt. Der Skrei ist wichtig zur Ernährung der Truppe, außerdem ist Fischöl ein Vorprodukt für Glycerin. Das umgebaute Dampfschiff Hamburg ist ein modernes Fabrikschiff für Fischöl, 128 Meter lang, und liegt in Svolvær vor Anker. Ein Kommando der britischen Royal Navy mit sieben Schiffen, unterstützt von Norwegern im britischen Exil, läuft am 4. März vier Orte auf den Lofoten an: Henningsvær, Brettesnes, Stamsund und Svolvær.
Operation Claymore – „lofotraidet“
Innerhalb von sechs Stunden werden die Fischölfabriken zerstört, Schiffe versenkt sowie 213 Deutsche und zwölf mit der deutschen Besatzungsmacht kooperierende Norweger gefangen genommen. Die „Hamburg“ wird beschossen. Je nach Quelle sinkt sie deshalb oder wird von der Besatzung versenkt, damit sie den Briten nicht in die Hände fällt. Mehr als 300 Lofoten-Bewohner nutzen die Möglichkeit zur Flucht nach Großbritannien und fahren mit, als die britischen Kriegsschiffe wieder abziehen. Eine wichtige Beute waren außerdem ein Codebuch und eine Verschlüsselungswalze, die zur Entschlüsselung von Enigma nützlich waren. Aufgrund eines Missverständnisses wurde auch das Hurtigrutenschiff Mira versenkt, dabei starben sieben Menschen, die übrigen konnten sich retten.
Die Vergeltungsmaßnahmen der Nazis trafen die Lofotenbewohner hart: Zehn Häuser wurden niedergebrannt, sieben davon in Svolvær. 64 Menschen wurden gefangengenommen und die Lofoten wurden weiter mit Befestigungsanlagen ausgebaut, vor allem Svolvær.
Spannendes Tauchziel und Schifffahrtshindernis
Taucher schätzen das Wrack der Hamburg als spannendes Ziel, das leicht von Land zu erreichen ist. Da das 1911 gebaute Schiff inzwischen über 100 Jahre alt ist, ist es außerdem automatisch geschützt. Der Hafenchef von Svolvær ist damit nicht zufrieden: Das Wrack erschwere die Einfahrt zu einer Werft und behindere die weitere Entwicklung, sagte er zu NRK. Die befragten Historiker sehen in der „Hamburg“ allerdings ein wichtiges Kulturdenkmal, das außerdem an die Operation Claymore („lofotraidet“) erinnert. Dies sei auch interessant für Touristen.
Wie entfernt man ein Wrack von 128 Metern? Ein Vorschlag lautet, das ohnehin stark in Auflösung befindliche Schiff zu zerschlagen und die Reste dort liegen zu lassen. Für Taucher wäre es dann allerdings sicher weniger spannend.
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Tauchgang zur „Hamburg“ auf YouTube: