Reykjavík. Vor 50 Jahren starb die isländische Künstlerin Nína Tryggvadóttir im Alter von 55 Jahren in New York an Krebs. Sie ist vor allem für ihre avangardistische, abstrakte Kunst bekannt, für das von ihr gestaltete Altarbild in Skálholt – und für ihre Probleme während der McCarthy-Ära. Ihre Tochter, die in New York lebt, vermachte nun der Stadt Reykjavík rund 1500 Bilder von Nína Tryggvadóttir, ihrem Mann Al Copley und Zeitgenossen. Die Stadt will ein Museum dafür einrichten.
Nína Tryggvadóttir wurde 1913 in Seyðisfjörður geboren, später zogen ihre Eltern jedoch mit ihr in die Hauptstadt. Sie ging zum Kunststudium nach Kopenhagen und später mit einem Stipendium nach New York. Dort lernte sie viele zeitgenössische Künstler und auch den deutsch-amerikanischen Mediziner Alfred L. Copley kennen, den sie später heiratete. Ihr künstlerischer Stil entwickelte sich und wurde geschätzt. „Die amerikanische Kunstszene hatte Tryggvadóttir viel zu bieten“ schreibt Aðalsteinn Ingólfsson über sie auf art.is. Sie habe sich vermutlich darauf gefreut, sich dort mit ihrem Mann für immer niederzulassen. „Nichts schien dem entgegen zu stehen“.
Doch am Ende eines kurzen Aufenthaltes in Island 1949 machte ihr die dortige US-Vertretung klar, dass sie nicht wieder in die USA einreisen dürfe, auch wenn sie mit einem amerikanischen Staatsbürger verheiratet war. Sie versuchte es trotzdem, wurde festgenommen und saß zehn Tage in Haft, bevor man sie zurückschickte. Aðalsteinn Ingólfsson zählt auf, was man gegen sie in der Hand hatte: Sie verkehrte mit isländischen Kommunisten, sie hatte ein Kinderbuch illustriert, das von bestimmten Kreisen aber offenbar als antiamerikanische Propaganda wahrgenommen wurde, und sie hatte einmal in Gegenwart eines US-Offiziellen geäußert, sie ziehe Trotzki Stalin vor.
Das reichte, um ihr fast acht Jahre lang die Einreise zu verweigern. Die Tochter wurde auf Island geboren, Al Copley trat schließlich eine Stelle in Paris an, damit sie zusammen leben konnten. 1959 kehrte die Familie schließlich in die USA zurück.
Aðalsteinn Ingólfsson setzt sich auch ausführlich mit den Folgen dieses Einreiseverbots für Nína Tryggvadóttirs Kunst auseinander. Denn die Szenen in den USA und Europa unterschieden sich. Außerdem hatte man in den USA Nína Tryggvadóttir in ihrer Abwesenheit aus den Augen verloren und sie konnte nicht an frühere Erfolge in den USA oder Europa anknüpfen.
In Island ist sie bisher mit dem Altarbild in Skálholt, an einigen weiteren öffentlichen Orten sowie in der Nationalgalerie präsent. Nun soll sie ihr eigenes Museum bekommen, im Hafnarhusið in Reykjavík. Tochter Una Dóra Copley und ihr Ehemann Scott Jeffries stifteten rund 1500 Bilder, aber auch Immobilien in den USA und Island.
„Das ist ein wichtiges Ereignis in der isländischen Kulturgeschichte und es ist wunderbar, dass es nun die Möglichkeit gibt, Nina nach Hause zu bekommen“, wird der Stadtrat-Vorsitzende Sigurður Björn Blöndal in der Pressemitteilung zitiert.