Die „Brücke zu den Westfjorden“ kommt zurück

Island. Für die sechs Bewohner der Insel Flatey im Breiðafjörður in Nordwest-Island wird das Leben ab heute wieder ein bisschen einfacher: Nach Ankündigung der Reederei Sæferðir/Sea Tours soll die Fähre Baldur ihren Betrieb wieder aufnehmen. Das Schiff war zwei Monate lang wegen eines Maschinenschadens ausgefallen.

Flatey

Verbindung über den Breiðafjörður, Nordwest-Island.
Karte mit Hilfe von Stepmap

Die Fähre Baldur mit Platz für 280 Personen und 49 Autos verkehrt normalerweise zwischen Stykkishólmur auf der Halbinsel Snæfellsnes und Brjánslækur in den Westfjorden und legt unterwegs im Hafen von Flatey an – wenn auch im Winter seltener als im Sommer. Sie gilt zum einen als „Brücke zu den Westfjorden“ – der lange Landweg um den Breiðafjörður herum ist insbesondere bei winterlichen Verhältnissen nicht unbedingt die bessere Alternative.  Für die Inselbewohner ist sie die wichtigste Verbindung zum Land:  Sie bringt die Post und andere Lieferungen und füllt bei Bedarf die Wassertanks.

Flatey ist die einzige das ganze Jahr bewohnte Insel im Breiðafjörður. Zu den sechs Ortsansässigen kommen im Sommer und an Feiertagen jene, die dort ein Ferienhaus haben, sowie Touristen. Dann kann die Bevölkerung schon mal auf über hundert anwachsen – so wie früher einmal.

Flatey – Insel mit Geschichte

Flatey ist trotz ihrer abgeschiedenen Lage auch nicht irgendeine Insel: Sie wurde schon früh nach der Landnahme besiedelt, hatte sogar kurzfristig ein eigenes Kloster. Nach ihr ist Flateyjarbók, die umfangreichste Handschriftensammlung der isländischen Frühzeit benannt – sie war dort aufbewahrt worden. Der Krimiautor Viktor Arnar Ingólfsson nutzte dies als Hintergrund für einen Krimi, „Das Rätsel von Flatey“ („Flateyjargáta“).  Die gut erhaltenen Häuser der Insel aus der Zeit um 1900 haben sie schon mehrfach zur Filmkulisse werden lassen, für die Serie „Nonni und Manni“ beispielsweise und für Baltasar Kormákurs „Brúðguminn“ („White Night Wedding“).

Þór

Küstenwachschiff Þór vor Flatey. Foto Landhelgisgæslan

In den zwei Monaten, in denen Baldur nun in der Werft lag, hatte die Reederei als Ersatz die viel kleinere Særún, eigentlich ein Ausflugsschiff, eingesetzt. Diese transportiert allerdings keine Autos und auch kein Wasser.

Nachdem die Reservoirs der Häuser sich Anfang Januar deutlich geleert hatten, sprang nun die Küstenwache ein: Fünf Stunden und 35 Minuten brauchte Islands Flaggschiff Þór, so eine Pressemitteilung, um die Tanks der Haushalte mit insgesamt 30 Tonnen Wasser zu füllen. Es gebe zwar Brunnen auf der Insel, aber die seien nicht besonders gut, erklärte ein Landwirt von der Insel dem isländischen Fernsehen.Und es sei auch wichtig, einen Vorrat zu haben, für den Fall eines Brandes beispielsweise.

Sollten die letzten Reparaturen verlaufen wie geplant, ist der „Ausnahmezustand“ für Flatey und die Westfjorde heute zu Ende.

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