Spionagevorwurf: Norweger weiter in Moskau inhaftiert

Moskau/Kirkenes. Der Norweger Frode Berg aus Kirkenes muss weiter in Untersuchungshaft bleiben. Das entschied gestern das Stadtgericht in Moskau. Berg und sein Anwalt Ilja Nowikow hatten dagegen Einspruch eingelegt. Dieser wurde abgewiesen. Frode Berg wird beschuldigt, zur Spionage gegen Russland beigetragen zu haben. Darüber berichteten unter anderem NRK, Aftenposten und Interfax.

Flughafen Kirkenes

In Kirkenes sind sowohl die finnische
als auch die russische Grenze nah.

Frode Berg, 62, lange als Inspektor an der norwegisch-russischen Grenze tätig und inzwischen pensioniert, war am 5. Dezember während einer Reise in Moskau festgenommen worden. Erst zwei Wochen später wurde bekannt, dass man ihn der Spionage verdächtigt. Ansonsten, so ein norwegischer Reporter im NRK-Podcast, ist dies „eine Geschichte, über die wir verblüffend wenig wissen und schon sehr viel geschrieben haben“.

Das sind die Fakten, die bis jetzt bekannt sind: Als Frode Berg am 5. Dezember in Moskau festgenommen wurde, hatte er 3000 Euro in bar in zwei Umschlägen dabei. Nach Angaben seines russischen Anwalts, der inzwischen drei Mal mit ihm sprechen konnte, hat Berg das Geld von zwei norwegischen Staatsbürgern bekommen, von denen er einen kannte. Die Namen der beiden wurden nicht öffentlich gemacht, sie sind über den Anwalt jedoch inzwischen an die norwegischen Behörden weitergeleitet worden. Er sollte das Geld in Moskau per Post an eine Person namens Natalia schicken, die es angeblich dringend brauchte. Berg habe dies für einen Freundschaftsdienst gehalten, so Nowikow.

Anwalt: „Keine heimlichen Dokumente entgegengenommen“

„Nicht einmal der FSB behauptet, dass Berg heimliche Dokumente entgegengenommen hat. Sie behaupten, dass er Kurier war, der in eine Richtung arbeitete – von Norwegen nach Russland“, zitiert Aftenposten den Anwalt in einem früheren Interview. Berg habe auch keine verdächtigen Personen getroffen, als er in Moskau war.

Das Bezirksgericht Lefortowo hatte Untersuchungshaft bis zum 5. Februar verhängt. Dies hat das Gericht der Stadt Moskau nun bestätigt und das Angebot von Freilassung gegen Kaution und Hausarrest in Moskau ausgeschlagen. Nowikow berichtet auch, dass Berg außer kurz nach der Festnahme noch kein einziges Mal vom FSB befragt wurde. Deshalb geht er davon aus, dass der FSB kommende Woche eine Verlängerung der Untersuchungshaft beantragen wird.

Berg: „Angeklagt für etwas, das ich nicht getan habe“

Die Verhandlung über Bergs Inhaftierung fand größtenteils hinter verschlossenen Türen statt. Erst am Ende durften die beiden norwegischen Reporter hinein.

„Ich werde für etwas angeklagt, das ich nicht getan habe“ zitieren sie Berg aus dem Gerichtssaal in Moskau. Der Norweger war dort in einem Glaskäfig untergebracht und sofort zum Schweigen ermahnt worden. Sie berichten, er sähe mitgenommen aus und habe geweint. Das zeigen auch ihre Handyaufnahmen aus dem Gerichtssaal, die sie ausnahmsweise machen durften.

Anschließend hatte der Anwalt Einspruch gegen den zugeordneten Dolmetscher eingelegt. Berg kennt ihn aus seiner Zeit als Inspektor an der norwegisch-russischen Grenze – damals gehörte der Mann zum FSB.

Wenig Informationen, viele Spekulationen

In seiner Heimatstadt Kirkenes gilt Berg als jemand, der sich für gute Beziehungen zwischen Norwegen und Russland eingesetzt hat. Die Anklage wegen Spionage wurde dort deshalb ungläubig aufgenommen (siehe Spionagevorwurf: Kirkenes zeigt Solidarität mit Frode Berg). Angesichts der wenigen Informationen – der Anwalt darf auch keine Details mehr weitergeben – wird in Norwegen wild spekuliert.

Nowikow hatte aber schon früher geäußert, dass er Berg für unschuldig hält, weil dieser offensichtlich völlig unvorbereitet war. Auch die beiden norwegischen Reporter, die NRK im Podcast interviewte, können sich nicht wirklich vorstellen, dass Berg im Auftrag des norwegischen Geheimdienstes unterwegs gewesen sein soll – dafür habe er sich einfach zu „amatörmäßig, dumm“ verhalten.

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