Kvarken: Wo Schweden und Finnland zueinander kommen

Umeå/Vaasa. Schweden und Finnland kommen sich immer näher. Zum einen geologisch: Weil das Land sich hebt, entstehen an der engsten Stelle, bei „Kvarken“, immer neue Inseln und Uferbereiche.  Dort betreiben die Städte Umeå und Vaasa aber auch gemeinsam eine Fährverbindung, die so gut läuft, dass man jetzt ein neues, umweltfreundliches Schiff bestellen will.

Kvarken

Kvarken. Foto Pixabay

Zwischen Umeå und Vaasa liegen keine 80 Kilometer Luftlinie. Die heutige Fähre, MS Wasa Express, braucht dafür viereinhalb Stunden. Zwischen der östlichsten schwedischen und der westlichsten finnischen Insel liegt aber nur noch ein 25 Kilometer breiter Streifen tiefes Wasser. Geologen rechnen damit, dass sich das Land noch weiter hebt.  In etwa 2500 Jahren, so schätzen sie, könnte es  zu einer festen Landverbindung an dieser Stelle kommen. Die Bottenwiek, heute das nördlichste Ende der Ostsee, würde dann zu einem riesigen Süßwasser-Binnensee.

Die Ursache für diese Entwicklung ist die letzte Eiszeit: Damals drückte das Gewicht des Eispanzers die Landmassen des Nordens tief in den Erdmantel. Am dicksten war der Panzer über dem Gebiet zwischen Örnskoldsvik und Härnösand, das heute als Höga Kusten bekannt ist, und der heutigen Inselgruppe Kvarken – rund 3000 Meter.

Karte Kvarken

Das nördlichste Ende der Ostsee: Kvarken und Bottenwiek. Karte mit Hilfe von Stepmap.

Nach dem Abschmelzen von rund 10 000 Jahren sah die Küste auf schwedischer und finnischer Seite noch ganz anders aus. Doch dann begann das Land, sich im Tempo der Geologie zu heben – anfangs bis zu zehn Zentimetern im Jahr, inzwischen noch acht Millimeter im Jahr. Der Gipfel des Skuleberget an der schwedischen Höga Kusten liegt heute 286 Meter über dem Meer, das Gebiet gilt als die größte isostatische Bodenerhebung weltweit seit der letzten Eiszeit. Die hohe Höga Kusten und der noch junge, flache Kvarken-Archipel (finnisch Merenkurkku) sind zwei Varianten dieses Landhebungs-Phänomens. Deshalb sind sie seit 2006 auch als ein gemeinsames Natur-Welterbe-Gebiet bei der UNESCO eingetragen.

Die Menschen westlich und östlich Kvarken haben die Engstelle schon immer genutzt, um miteinander in Verbindung zu kommen –  per Schiff und im Winter auch über das Eis. Daran erinnert der Kvarken-Rat auf seiner Internetseite. Der Weg um die Bottenwiek herum ist schließlich viel länger, gut 800 Kilometer. In den 1980er und 1990er Jahren boomte die Fährverbindung zwischen Umeå und Vaasa – mehr Leute fuhren Auto, und an Bord konnte man steuerfrei einkaufen. Mit dem Ende des „taxfree“- Handels auf der Strecke galt die Linie als nicht mehr wirtschaftlich. Mehrere Betreiber versuchten sich vergeblich daran.

Kvarken Färja

So soll die neue Fähre zwischen Umeå und Vaasa aussehen. Bild midwayalignment.eu

Seit Januar 2013 betreiben die Städte Umeå und Vaasa die Fährverbindung in Eigenregie und treffen mit ihren Angeboten offenbar die Bedürfnisse der Kunden. 2017 war laut Pressemitteilung erneut ein Jahr mit steigenden Fahrgastzahlen und Frachtraten und der Gewinn verdoppelte sich. Besonders stolz ist man darauf, auf der ganzen Strecke schnelles Internet anbieten zu können. Angesichts dieses Erfolgs plant man nun den Bau einer neuen Fähre, die 2021 in Betrieb genommen werden soll: Ungefähr so lang wie die jetzige, rund 150 Meter, aber mit Flüssiggas/Batterie-Hybridantrieb und höchster Eisklasse, entworfen von Wärtsilä.  Beide Städte stellen dafür je 25 Millionen Euro bereit, der Rest  soll von der EU geliehen werden. Mit der festen Landverbindung dauert es schließlich noch etwa 2500 Jahre.

Kurzes Video (auf Schwedisch) über die Landhebung, Höga Kusten und Kvarken

Dieser Beitrag wurde unter Finnland, Geschichte, Meer, Schweden veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert