Protest gegen Quotenaufteilung: Fischerblockade vor Hammerfest

Norwegen. Gestern beschloss eine blockübergreifende breite Mehrheit im norwegischen Parlament die „Quotenmeldung“, die Verteilung der Fischereiquoten auf die unterschiedlichen Fischergruppen. Seit vorab bekannt geworden war, auf was sich diese Mehrheit geeinigt hatte, waren Fischer aus der Finnmark in Kampflaune. Gestern blockierten sie die Häfen Hammerfest, Honningsvåg und Vardø – Hurtigruten musste zwei Häfen auslassen. Darüber berichtete NRK. Update 19 Uhr: Ein Schiff von Havila Kystruten war in einer weiteren Aktion heute, am 1. Mai, kurzfristig am Kai von Øksfjord von Fischerbooten blockiert. Anlass war der Besuch einer Politikerin in Øksfjord.

Blick auf Hammerfest

Blick auf den Hafen von Hammerfest zu anderen Zeiten, im Hintergrund Melkøya.

Der Hintergrund: Da der Kabeljaubestand in der Barentssee weiter zurückgeht, ist die Gesamtquote dieses Jahr erneut 20 Prozent niedriger als im Vorjahr. So hatte es die gemeinsame norwegisch-russische Fischereikommission aufgrund der Bestandsdaten im Herbst festgelegt. Alle müssen sich mit niedrigeren Kabeljau-Quoten zufriedengeben. Die Verteilung der Quoten im Land ist ein komplizierter Mechanismus zwischen den großen Schiffen, die weit aufs Meer hinausfahren, und den kleineren Küstenfischern. Für eine gute Infrastruktur und Arbeitsplätze an der ganzen Küste ist es wichtig, dass auch die Küstenfischer mit den kleineren Booten von ihrer Arbeit leben können. Dies ist eigentlich auch ein politisches Ziel der aktuellen norwegischen Regierung.

Streit um die „nicht genutzten  Drittland-Quoten“

Für die nordnorwegischen Küstenfischer lief aber das Fass über, als bekannt wurde, wie der Topf der „nicht genutzten Drittland-Quoten“ verteilt werden soll. Die Drittlandquote ist ein kleinerer  Teil der Gesamtquote, neben den Anteilen Norwegens und Russlands. Sie gehen an die EU, Großbritannien, Island, die Färöer und Grönland. Wird dieser Teil nicht ausgeschöpft, wird er verteilt. Der aktuelle und inzwischen beschlossene Kompromissvorschlag des norwegischen Parlaments bevorzugt hierbei größere Schiffe als Kompensation für Einbußen an anderer Stelle. Dadurch sehen wiederum die nördlichen Küstenfischer eine Benachteiligung für ihre Gruppe und Probleme für ihre Existenz und die Jobs an der Finnmark-Küste. Das bekam die frischgebackene Fischereiministerin Marianne Sivertsen Næss von der sozialdemokratischen Arbeiterpartei zu spüren, die selbst aus Hammerfest kommt. Die Finnmark-Fischer misstrauen aber auch der eigenen Berufsorganisation und beklagen die intransparenten Verhandlungsmethoden.

Folgen der Hafenblockade vor Hammerfest und Honningsvåg

Die Fischerboot-Blockade, an der sich nach den Bildern bei NRK eine ganze Reihe Fischer beteiligten, hatte Konsequenzen, beispielsweise für die Fahrgäste von Hurtigruten und diejenigen, die Fracht auf den Küstenschiffen mitschicken. Die südgehende MS Nordkapp musste Hammerfest auslassen, die nordgehende MS Polarlys Honningsvåg. Vorab hatten Fischer auch damit gedroht, den Flüssiggasterminal von Melkøya vor Hammerfest zu blockieren. Es wurde aber nicht über Probleme dort berichtet.

Update: Am Tag nach dem eigentlichen Aktionstag blockierten Fischer in Øksfjord (Loppa kommune) ein Schiff von Havila Kystruten am Kai, da sich Staatssekterärin Kristina Hansen von der Arbeiterpartei zum 1. Mai im Ort aufhielt. Das Schiff konnte Güter abladen und Passagiere konnten von und an Bord gehen. Die Aktion dauerte laut NRK etwa 30 Minuten, dann konnte das Schiff mit Verspätung weiterfahren.

Früherer Artikel zum Thema: Rätsel um weniger Kabeljau – Quote erneut gesenkt

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