Reykjanes (Island). Das gab es noch nie, soweit bekannt: Die Eruption an der Kraterreihe Sundhnúksgígar dauert an, trotzdem haben sich bald wieder 10 Millionen Kubikmeter Magma in der Magmakammer unter Svartsengi angesammelt. In früheren Fällen kam es dann zu einem Magmafluss oder Ausbruch. Darüber berichtete auch RÚV. Update: Langsam fließende Lavazunge jetzt über dem Schutzwall bei Grindavík.
Nach den neuesten Messungen der Vulkan-Fachleute des isländischen Wetterdienstes befinden sich nun bald wieder rund 10 Millionen Kubikmeter Magma unter Svartsengi. In der Vergangenheit kam es zu einer Aktion, wenn sich in der Magmakammer mindestens 8 Millionen Kubikmeter angesammelt hatten – meist eine Eruption, am 10. 11. 2023 und am 2.3.2024 aber nur ein Magmafluss, der nicht an die Oberfläche kam. Das Besondere ist nun, dass die Eruption vom 16. März ja andauert, wenn auch auf niedrigem Niveau. Die Lava fließt nur noch aus einem Krater, etwa 3-4 Kubikmeter pro Sekunde, zuerst offen, dann in geschlossenen Gängen Richtung Süden. Die Lavadecke vor Grindavík am Schutzwall wird deshalb langsam immer dicker. Update: Im Norden von Grindavik ist die Lavadecke nun so dick, dass schon etwas Lava über den Schutzwall geflossen ist, meldet RÚV. Die Lava fließt allerdings sehr langsam und wird aktuell nicht als gefährlich eingestuft.
Laut Geophysiker Páll Einarsson hat man eine solche Situation noch nicht gesehen, auch nicht während der Krafla-Feuer 1975 bis 1984, mit denen die Ausbruchsserie inzwischen manchmal verglichen wird. Ähnlich äußerte sich auch Benedikt Ófeigsson vom Isländischen Wetterdienst.
Mögliche Szenarien für neue Ausbrüche
Die Fachleute des Wetterdienstes nennen auf der Website folgende Szenarien:
- Es öffnen sich neue Eruptionsspalten zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell, und/oder Aktivität in der aktuellen Spalte steigert sich wieder. Dies könnte ohne große Vorzeichen geschehen.
- Der Magmafluss von der Magmakammer unter Svartsengi in die Krater von Sundhnúksgígar steigert sich langsam, bis ein Gleichgewicht erreicht ist.
- Es bildet sich ein Magmafluss in eine andere Richtung als die bisherige und es gibt eine neue Eruption an einer anderen Stelle. Die gilt allerdings als weniger wahrscheinlich und es würde vermutlich auch zu stärkeren seismischen Aktivitäten kommen.
Wie den Ausbruch ansehen?
Es gab vor kurzem die Absichtserklärung der isländischen Tourismusorganisation, das Gebiet besser zugänglich zu machen, ähnlich den Ausbrüchen am Fagradalsfjall – zum Beispiel mit Parkplätzen, Wegmarkierungen und Personal. Die Einrichtung einer solchen Infrastruktur benötigt jedoch Zeit. Es müssten außerdem mehr Gasmessgeräte installiert werden, und die Frage ist, wer die Aufsicht führen soll. Die örtlichen Rettungskräfte hatten zuletzt mit den Terrainbränden genug zu tun. Dazu kommt nun die Unsicherheit darüber, ob es nicht bald irgendwo eine neue Eruption gibt.
Früherer Artikel zum Thema: Island: Ein Monat Eruption an den Sundhnúksgígar
Aufgrund der hohen Kraterwände ist die Lava auf den Webcams nicht mehr so gut zu sehen: