Schmöker für die Feiertage oder Geschenke für Freunde des hohen Nordens? Es gibt immer einen Grund, Bücher zu kaufen, es ist gewissermaßen die billigste Art des Reisens. Und auch im auslaufenden Jahr gab es wieder eine Reihe Neuerscheinungen aus oder über den Norden, die einen Blick lohnen.
DAS literarische Ereignis des Nordens 2023 war der Literaturnobelpreis für den Norweger Jon Fosse. Auf Deutsch erschien dieses Jahr von ihm der dritte und letzte Teil seiner Heptalogie, „Ein neuer Name (VI-VII)“. Noch mehr als für seine Romane ist Jon Fosse allerdings für seine Theaterstücke bekannt. Zu seinen Ehren lasen Schauspieler des Vestnorske Teateret in Bergen sämtliche Dramen hintereinander, live übertragen von NRK. Wer Norwegisch versteht, kann sich die Aufzeichnung von NRK ansehen (Nynorsk).
Krimis aus dem Norden muss man eigentlich nicht mehr anpreisen, sie sind fast schon ein eigenes Genre geworden. Dazu passt, dass die aktuelle isländische Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir einen Mastertitel in Isländischer Literatur hat, das Thema ihrer Masterarbeit war Arnaldur Indriðason. Wer jetzt wissen will, wie es um ihre eigenen literarischen Talente steht, könnte versucht sein, zu „Reykjavík“ zu greifen – gemeinsam geschrieben mit dem isländischen Bestsellerautor Ragnar Jónasson.
Ein Jahr Nordschweden
Träumt jemand vom Auswandern in den hohen Norden? Die deutsche Reisejournalistin Bernadette Olderdissen ist „auf Zeit“ nach Nordschweden ausgewandert und lässt die Leser in „Zwischen ewigem Sommer und tiefster Nacht“ an diesem einen Jahr intensiv teilhaben. Insbesondere der dramatische Wechsel der Jahreszeiten ist darin sehr gut beschrieben.
Das etwas andere Wintermärchen
Eine fiktive Touristenreise zweier Paare durch Nordschweden und Finnland im tiefsten Winter beschreibt der deutsche Autor Thomas Pyczak in „Napapiiri. Eine Spurensuche„. Wer dieses Buch als Reiselektüre mitnehmen will, sollte aber möglichst nicht selbst in einer problematischen Beziehung stecken!
Liza Marklund zurück zu ihren Wurzeln
Ein Tipp für Leute, die Schwedisch lesen können: Die Krimi-Bestsellerautorin Liza Marklund hat ihre neue Trilogie in Nordschweden, zwischen Piteå und Storforsen angesiedelt: „Polcirceln“, „Kallmyren“ und „Stormberget“ heißen die schwedischen Titel. Liza Marklund kennt die Gegend gut – sie ist nämlich dort in Pålmark und nicht allzuweit von dem Luftwaffen-Übungsplatz, der auch in den Büchern eine Rolle spielt, aufgewachsen. Leider ist noch keiner davon ins Deutsche übersetzt worden.
Maja Lunde: Finale auf Spitzbergen
Es ist nun auch der letzte Band der Klima-Tetralogie von Maja Lunde auf Deutsch erschienen: „Der Traum von einem Baum“. Diese Teil spielt hauptsächlich auf Spitzbergen, und es geht unter anderem um das Saatgutlager, gerne auch Doomsday Vault genannt. Im Szenario des Buches ist „Doomsday“ mehr oder weniger eingetreten. Und es kommt tatsächlich jemand nach Spitzbergen, der etwas aus dem Saatgutlager haben möchte. Und dann? In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf Line Nagell Ylvisåkers Bericht von Spitzbergen verwiesen, „Meine Welt schmilzt“ – über die Zukunft, die schon da ist.
Niviaq Korneliussens „Tal der Blumen“ jetzt auf Deutsch
Niviaq Korneliussen ist die erste Person aus Grönland, die den Literaturpreis des Nordischen Rates bekommen hat – 2021. Dieses Buch ist nun auch auf Deutsch erschienen unter dem Titel „Tal der Blumen“. Korneliussen greift hier das Thema Selbstmord unter jungen Menschen in Grönland auf – auf ihre eigene, nachdrückliche Weise. In diesem Jahr erhielt den Literaturpreis übrigens die Schwedin Joanna Rubin Dranger mit dem Werk „Ihågkom oss till liv“, Erinnere uns zu Leben, über die von den Nazis ermordeten Familienmitglieder.
Die Sieben Brüder und die Sieben Schwestern im Wald
Klingt die Flucht in die Abgeschiedenheit des Waldes nicht manchmal verlockend? Anneli Jordahl macht aus den Sieben Brüdern des finnischen Nationalschriftstellers Aleksis Kivi sieben Schwestern und versetzt „Die Töchter des Bärenjägers“ außerdem in die Neuzeit. Und zwar größtenteils realistisch. In den finnischen Wäldern kann es ziemlich kalt werden …. Den diesjährigen Aleksis-Kivi-Preis 2023 in Finnland erhielt übrigens Anni Ylävaara, die unter dem Pseudonym Rosa Liksom schreibt. Ihr Roman „Hytti Nr. 6“ war die Vorlage eines preisgekrönten Kinofilms. Tipp für jene, die Finnisch können: Ihr neustes Buch heißt „Väylä“, Weg, und ist eine Fluchtgeschichte im Torne-Tal. Es ist noch nicht auf Deutsch erschienen.
Die Buchtipps aus dem vergangenen Jahr: