Ein Bilderbuch über einen Vulkanausbruch, ein Film über den dänischen Kolonialismus in der Karibik, eine Multi-Genre-Familiengeschichte, die Opfer der Nazizeit wieder „ins Leben erinnern“ will und ein Ein-Frau-Orchester: Gestern Abend wurden die Kulturpreise des Nordischen Rates verliehen. Die Preisträgerinnen sind:
- Rán Flygenring, Island, für „Eldgos“ (Kinder-und Jugendbuch)
- Der Film „Viften“ (Dänemark) von Regisseurin Frederikke Aspöck und Drehbuchautorin/Darstellerin Anna Neye. Der internationale Titel ist „Empire“
- Joanna Rubin Dranger, Schweden, für „Ihågkom oss till liv“ (Literatur)
- Maija Kauhanen, Finnland (Musikpreis)
Der Umweltpreis geht in diesem Jahr an die schwedische Firma Renewcell. Diese produziert aus alten Textilien das patentierte Material Circulose, aus dem neue Kleidung hergestellt wird.
Die Preise wurden im Rahmen der jährlichen Sitzung des Nordischen Rates verliehen, wo der Vorsitz demnächst von Norwegen auf Schweden übergeht. Alle Preise sind mit 300 000 DKK (umgerechnet rund 40 200 Euro) dotiert.
Rán Flygenring: „Eldgos“
Das Buch berichtet über das Zusammentreffen von Touristen mit einem Vulkanausbruch (isländisch „Eldgos“), dazu dürften die Eruptionen auf Reykjanes in den vergangenen Jahren inspiriert haben. Die Jury lobt sowohl die erzählte Geschichte selbst als auch die grafische Qualität, die das Naturereignis in den Mittelpunkt stellt. Es gibt bereits einige Bilderbücher von Rán Flygenring auf Deutsch, sodass man darauf hoffen darf, dass auch dieses Buch bald übersetzt wird.
Joanna Rubin Danger: „Ihågkom oss till liv“
Der Titel bedeutet wörtlich „Erinnere uns zu Leben“ und meint damit: durch die Erinnerung an sie bleiben die Toten lebendig. Die schwedische Autorin legt Teile der Familiengeschichte frei, die in ihrer Jugend mit Schweigen behandelt wurden. „Die Nazis löschten diese Menschen und das Leben, das sie lebten, aus, aber Rubin Dranger ruft sie aus der Vergessenheit hervor“, beschreibt es die Jury. Dabei verknüpft die Autorin den Text mit Fotografien, Zeichnungen und Aquarellen. Joanna Rubin Danger ist in Schweden bisher unter anderem als graphische Erzählerin bekannt.
Maija Kauhanen
„Am markantesten ist Maija Kauhanen als Multiinstrumentalistin bei ihren Live-Auftritten als Ein-Frauen-Orchester. Auf der Bühne hört man gleichzeitig wildes Kantelespiel, ausdrucksstarken Gesang und ein Percussion-Arsenal bestehend aus Dutzenden Instrumenten von Becken über Glocken, Schalen und verschiedene Gefäße“ – so beschreibt die Jury einen typischen Maija-Kauhanen-Auftritt. Die vielseitige Singer-Songwriterin und Kantelespielerin aus Finnland ist auch schon in Deutschland getourt. Einblicke in ihre Musik gibt sie auch auf ihrem YouTube-Kanal.
Auch Dänemark hatte einmal Inseln in der Karibik – Saint Thomas, Saint John und Saint Croix. Wie alle Kolonialgeschichten ist auch diese eigentlich nicht schön. „Es ist wagemutig und ehrgeizig von den Filmemacherinnen, diese ernste und traumatisierende Geschichte auf solch persönliche, spielerische und manchmal auch humorvolle und überraschend schöne Weise darzustellen“, schreibt die Jury. Regie: Frederikke Aspöck, Drehbuch/Hauptdarstellerin Anna Neye, Produzentinnen Pernille Munk Skydsgaard, Nina Leidersdorff und Meta Louise Foldager Sørensen. Mehr zum Film bei Imdb.
Die Preisverleihung im vergangenen Jahr: