Spalten zu gefährlich: Grindavík wird erneut evakuiert

Grindavík (Island). Die Stadt Grindavík wird erneut evakuiert. Ab Montagabend, 19 Uhr, soll sich dort für drei Wochen möglichst niemand aufhalten. Grund ist das erhöhte Risiko durch die Spalten, die den Ort durchziehen, und die keineswegs stabil sind. Die Suche nach dem vermissten Mann in einer Erdspalte musste nach drei Tagen eingestellt werden – sie wurde zu gefährlich für die Rettungskräfte selbst, und es gibt keine Hoffnung mehr, ihn lebend zu finden. Update: Der Vulkan ist ausgebrochen – Grindavík ist bereits evakuiert.

Grindavík ist seit den Erdbeben von Spalten durchzogen. Karte Veðurstofa (Teil der Gefahrenkarte)

Die Bedingungen, die in Grindavík entstanden seien, habe es so noch nie auf Island gegeben, so die Mitteilung des Zivilschutzes, Almannavarnir.  Die Fachleute des isländischen Wetterdienstes bewerten die Gefahr durch Spaltenbildung und Spaltenbewegungen in Grindavík inzwischen höher als zuvor. Diese Spalten durchziehen praktisch den ganzen Ort. Sie brachen auf im Zuge der heftigen Spannungen und Erdbeben im November, als sich unter Grindavík ein Magmatunnel bildete. Am 10. November wurde Grindavík deshalb evakuiert. Dieses Magma kam zwar nie an die Oberfläche, die Schäden im Ort sind dennoch groß.

Tödlicher Arbeitsunfall an einer Spalte

Reparatur des Nesvegur.

Reparatur des Nesvegur – nur eine von vielen Spalten in und um Grindavík. Foto Vegagerðin

Anfangs durften die Einwohner nur kurz zurückkehren, um Sachen zu holen, später durften sie sich tagsüber im Ort aufhalten, seit Weihnachten – auf eigene Gefahr – rund um die Uhr. Einige nutzen diese Option. Der tödliche Unfall des Arbeiters am Mittwochvormittag, der dort zur Sicherung eines Hauses eine Spalte füllen sollte und hineinstürzte, machte nun das Risiko deutlich. Sein Arbeitsgerät, ein Bodenverdichter, wurde in der Spalte gefunden, aber nicht der Mann selbst – trotz Unterwasserdrohne, 3-D-Scanner und Spezialkräften, die in die Spalte hinabgestiegen waren. Inzwischen hat die Polizei den Namen des Verunglückten freigegeben.

Suchaktion unter schwierigen Bedingungen

Einen Eindruck von der Situation bei der Suche und der Größe dieser Spalte geben die Bilder von Landsbjörg und der Rettungsgruppe Þorbjörn. Die Spalte ist tief und unübersichtlich, und es bestand ständig die Gefahr, dass Steine herabstürzten, zeitweise musste die Suche deshalb schon pausieren. Rund 200 Personen waren an der mehrtägigen Suche beteiligt. Man habe alles getan, was angesichts der Gefahr möglich sei, so der Vorsitzende der Rettungsgruppe Þorbjörn gegenüber mbl.is.

Keine Hoffnung mehr auf schnelle Rückkehr

Mit der neuen Entwicklung sind auch die Hoffnungen zunichte, die Grindavíker könnten bald wieder dauerhaft in ihre eigenen Häuser zurückkehren. Die Regierung hat den Kauf von Wohnungen in Auftrag gegeben, um jene Grindavíker unterzubringen, die noch keine gute Alternative für sich gefunden haben. Das Rote Kreuz stellt kurzfristige Unterkünfte bereit.

Land bei Svartsengi hebt sich weiter

Unsicher ist weiterhin, ob es in Kürze noch einmal zu einem Vulkanausbruch in der Gegend kommt. Die Landhebung an der Messstelle Svartsengi setze sich fort, berichtet der Wetterdienst, was bedeutet, dass sich Magma darunter sammelt. Kleinere Erdbeben mit Zentrum zwischen Hagafell und Stóra Skógfell begleiten dies. Falls es eine Eruption gibt, wird diese nach Einschätzung der Wissenschaftler vermutlich erneut bei Sundhnúkagígar auftreten.

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