Grindavík (Island). Vor einer Woche begann der jüngste Vulkanausbruch auf Island – und war nach zwei Tagen schon wieder vorbei. Doch die Lava zerstörte drei Häuser und Infrastruktur. Schlimmer noch: Die Grindavíker können dem Boden in ihrer Stadt nicht mehr trauen – und sie müssen davon ausgehen, dass in wenigen Wochen der nächste Ausbruch kommt. Die Regierung berät nun darüber, ob der Staat den Grindavíkern ihr nutzlos gewordenes Eigentum einlösen soll. Darüber berichtete RÚV.
Die jüngste Gefahrenkarte zeigt zwar ein leicht entspanntes Bild, verglichen mit der Situation vor einer Woche. Der Zufluss zum jüngst gebildeten Magmatunnel Richtung Grindavík hat aufgehört. Unter Svartsengi steigt das Land allerdings weiterhin. Nach diesem Muster gab es nun in den vergangenen drei Monaten einen Magmafluss, der steckenblieb, und zwei Ausbrüche – und das könnte auch noch mehrfach so weitergehen, davon gehen die Fachleute aus.
Ausbruchsserie nach Jahrhunderten Ruhe
Bevor im März 2021 erstmals wieder ein Vulkan auf Reykjanes ausbrach, hatte dort Jahrhunderte lang Ruhe geherrscht, abgesehen von den tektonischen Spannungen. Der letzte bekannte Vulkanausbruch auf der Halbinsel war im 13. Jahrhundert. Schon beim Ausbruch 2021 wurde allerdings die Theorie aufgeworfen, es könne sich um den Beginn einer längeren Ausbruchsperiode handeln. Das scheint sich zu bewahrheiten: Es gab Ausbrüche 2021, 2022, 2023 im Sommer und im Dezember sowie nun im Januar. Während die früheren Ausbrüche besucherfreundliche Ereignisse ohne ernsthafte Folgen blieben, zerstörte die Lava diesmal drei Häuser, diverse Leitungen und blockiert nun den Grindavíkurvegur.
Grindavík zu unsicher?
Doch es ist nicht nur die Lava, die Probleme macht. Schon bevor die Lava in den Ort floss, hatten die heftigen Erdbewegungen dort massive Schäden angerichtet, und ein Mann starb in einer Erdspalte. Bereits im November war mit der Bildung des Magmatunnels ein großer Bereich abgesunken. Im Zuge des jüngsten Ausbruchs hat sich ein weiterer (flacher) Graben von etwa 800-1000 Metern Breite gebildet. Das ganze Gebiet hat sich massiv verformt, und die Spalten sind nicht stabil. Es wurden auch Hohlräume unter der geschlossenen Erdoberfläche entdeckt. Der Geologe Magnús Tumi Guðmundsson meinte deshalb bereits, Grindavík sei kein Ort, an dem Familien leben sollten.
Vorbild Heimaey?
Die meisten Vulkanausbrüche auf Island finden in nicht oder wenig besiedeltem Gebiet statt. Mit einer Ausnahme: Der Ausbruch auf Heimaey 1973. Dort dauerte der Ausbruch des Eldfell ein halbes Jahr und rund 100 Gebäude wurden von Lava überflossen. Fast der ganze Ort wurde von schwarzer Asche bedeckt. Doch seitdem ist der Vulkan ruhig geblieben – und die Menschen zogen zurück nach Heimaey. Es ist nicht sicher, wann und ob dieser Punkt für Grindavík kommt. Solange Magma unter Svartsengi einströme, sei man leider in dieser schwierigen Lage gefangen, so Kristín Jónsdóttir, zuständig für Naturgefahren beim isländischen Wetterdienst, zu RÚV.
Beratung über Entschädigung für Immobilienbesitzer in Grindavík
Die jüngsten Ereignisse in Grindavík haben auch für die Regierung die Zielsetzung in Grindavík geändert. So wird nun konkret darüber beraten, ob und zu welchen Bedingungen der Staat Immobilienbesitzer in Grindavík auszahlen soll, wie es sich manche bereits wünschen. Dazu soll in den nächsten Tagen eine Entscheidung fallen. In einem anderen Beitrag bei RÚV, „Was wird aus Grindavík“, wird bereits eine Parallele zu Kiruna gezogen, wo die Bergbaufirma Immobilienbesitzern ihre Häuser abkauft. Diese ist allerdings auch direkt verantwortlich für die dortigen Bodenschäden.
Die Blaue Lagune ist von diesen Problemen weniger betroffen und hat seit gestern wieder geöffnet.
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