Schweden, Finnland, Norwegen: Jeder für sich gegen die dritte Welle

Schweden/Finnland/Norwegen. In einem sind sich Schweden, Norwegen und Finnland einig: Skifahren an sich fördert die Gesundheit und es ist grundsätzlich dabei möglich, Abstand zu halten. Deshalb sind auch alle Lifte offen, und es gibt in keinem der drei Länder ein Reiseverbot während der aktuellen Wintersportferien. Es sind allerdings auch nur noch einheimische Touristen unterwegs. Ansonsten kämpft jedes Land für sich gegen eine mögliche dritte Welle und sich ausbreitende Mutationen.

Skilift Ounasvaara

Skifahren ist im Norden erlaubt – aber nur im eigenen Land. Hier Ounasvaara, Rovaniemi (Archivbild)

Noch vor einem Jahr waren die Grenzen im hohen Norden praktisch nicht existent, und man tat alles, um Hindernisse abzubauen. Der Norden als ein gemeinsamer Wirtschaftsraum war ein erstrebenswertes Ziel, und es war kein Problem, zum Arbeiten täglich auf die andere Seite einer Landesgrenze zu pendeln. Das alles änderte sich schlagartig mit den Anti-Corona-Maßnahmen im März/April 2020, als Finnland und Norwegen plötzlich die Grenzen dicht machten – Schweden hat inzwischen teilweise nachgezogen. Für Arbeitspendler gab es aber immer Ausnahmeregelungen, die mal mehr, mal weniger großzügig ausfielen. Am 28. Januar verschärfte Norwegen seine Grenzregelungen so weit, dass nur noch Schweden und Finnen in „für die Gesellschaft notwendigen Berufen“ einreisen durften – vorrangig Personal im Gesundheitswesen und Lehrer. Zeitweise gab es Pläne, dass auch diese nicht mehr eingelassen werden durften, was die betroffenen Kommunen in Panik versetzte. In Schwierigkeiten kamen aber auch die Betriebe, deren schwedische Mitarbeiter nicht mehr kommen konnten – und nicht jeder Job lässt sich im Home Office erledigen.

Konflikt um Arbeitspendler nach Norwegen

Schild Norge

Die Einreise nach Norwegen ist für Ausländer nur ausnahmsweise möglich.

Die betroffenen Arbeitnehmer – etwa 3000, vor allem Schweden – saßen zwischen allen Stühlen: Da sie in Norwegen arbeiteten, waren sie Teil des norwegischen Sozialsystems, in das sie eingezahlt hatten. Die Betriebe konnten sie aber nicht freistellen, da die Arbeit ja vorhanden war. Teilweise nahmen die Leute Urlaub, teilweise bekamen sie gar keinen Lohn. Norwegen verlängerte vor kurzem diese Grenzschließung – und nun setzte Schweden Norwegen unter Druck, dieses Problem zu lösen. Die Lösung kündigte die norwegische Regierung gestern an: Die Schweden und Finnen, die täglich zur Arbeit nach Norwegen pendeln, sind ab Montag unter Auflagen wieder willkommen, darunter ein negativer Coronatest alle sieben Tage. Die Pendler hatten allerdings auch schon vorher regelmäßig Tests ablegen müssen. NRK berichtete, dass die Bürgermeisterinnen von Eidskog und Kongsvinger sich mit Kaffee und Gebäck an die Grenze stellten, um den schwedischen Arbeitskräften ihre Wertschätzung zu zeigen.

Überblick über die Situation in den einzelnen Ländern:

Schweden

Zahlen steigen, 14-Tage-Inzidenz 464 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. Neue Maßnahmen: Alle Restaurants, ob mit oder ohne Alkoholausschank, müssen 20.30 Uhr schließen. In Lokalen ohne eigenen Eingang, z.B. in Einkaufszentren, darf man nur noch allein essen, ansonsten noch zu viert. Angekündigt ist, dass die Maximalanzahl in Läden weiter schrumpfen soll. Es sollen auch weniger Sportaktivitäten zugelassen werden. Ältere Schüler haben teilweise Distanzunterricht. Das neue Pandemiegesetz wurde bisher noch nicht in dem Umfang angewendet, in dem es möglich wäre. Immer mehr Infektionsschutzärzte in den Regionen geben nun weitergehende Empfehlungen zur Maske, als es die zuständige Behörde Folkhälsomyndigheten tut, darunter auch Västerbotten und Norrbotten.  Auf regionaler und lokaler Ebene gibt es teilweise auch stärkere Einschränkungen und Fernunterricht bei akuten Ausbrüchen wie zuletzt in Lycksele. Trotz der hohen Virusverbreitung ist die Zahl der Versterbenden aber gesunken, vermutlich aufgrund der Impfungen.

Finnland

 Zahlen steigen, 14-Tage-Inzidenz 114,9 Neuinfektionen pr0 100 000 Einwohner. Ab dem 8. März ist ein drei Wochen langer Teil-Lockdown mit Restaurant- und Schulschließungen der oberen Klassen geplant, allerdings mit regionalen Unterschieden nach dem Stand der Virusverbreitung. Die Regierung will auch nicht ausschließen, wieder den Ausnahmezustand auszurufen. Die Hauptstadtregion  hat bereits gestern Einschränkungen im Sport- und Freizeitbereich angekündigt. Von Reisen wird inzwischen abgeraten, aber da waren die Quartiere schon gebucht.

Norwegen

Zahlen steigen, 14-Tage-Inzidenz 69 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Woche 6 und 7). Regionale Maßnahmen zum Stopp der britischen und südafrikanischen Virusmutation, zurzeit in Bodø und  vermutlich bald auch wieder in Oslo.

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