Hurtigruten trennt Küstenfahrt und Expeditionskreuzfahrt

Norwegen. Die Reederei Hurtigruten strukturiert um: Die Küstenfahrt und die Expeditionskreuzfahrten werden nun zwei getrennte Einheiten, Hurtigruten Norge und Hurtigruten Expeditions. Die Begründung laut Pressemitteilung ist die starke Nachfrage nach Kreuzfahrten „nach Corona“.

Hurtigruten Fracht

 MS Nordnorge in Trondheim. Archivbild.

Hurtigruten wird die traditionelle Postschiffroute zwischen Bergen und Kirkenes ab 2021 nur noch mit sieben Schiffen bedienen, vier weitere Abfahrten übernimmt der neue Anbieter Havila – jedenfalls dann, wenn die Nachfrage wieder da ist. Mit acht eher kleineren Schiffen werden weltweite Expeditionskreuzfahrten angeboten. Dieser Sektor liegt aktuell komplett brach. Darin war Hurtigruten „vor Corona“ aber stark gewachsen und hatte dafür auch in die Hybridschiffe Roald Amundsen und Fridtjof Nansen bauen lassen. Laut Geschäftsführer Daniel Skjeldam gibt eine große Nachfrage für 2022/23 – die Zeit also, wo Leute offenbar hoffen, dass „Corona“ vorbei ist oder zumindest ein Impfstoff vorhanden.

Starke Kritik an Hurtigruten in Norwegen

Die Nachricht kommt zu einer Zeit, in der Hurtigruten in Norwegen stark in der Kritik steht. Der Umgang mit dem Corona-Ausbruch auf der Roald Amundsen war mangelhaft, wie Skjeldam inzwischen selbst zugab.

Der Corona-Ausbruch auf der Roald Amundsen brachte Hurtigruten Negativ-Schlagzeilen.

Eine Reportage von NRK beschädigte das Image des Unternehmens weiter: Der Sender berichtete von Kurzaufenthalten von Hurtigruten-Kreuzfahrern im Frachtterminal von Cuxhaven, vor dem Zielhafen Hamburg. Zweck der Übung: Wenn zwei ausländische Häfen angefahren werden, gilt die Tour als international, und es darf internationales, also billigeres Personal eingesetzt werden – auch wenn die Tour ansonsten entlang der norwegischen Küste führt.  Hurtigrutens zwei-Flaggen-Politik ist immer wieder einmal Diskussionsthema. Beide sind rot mit blau-weißem Kreuz, aber die Küstenfahrer sind im nationalen Register eingetragen, die internationalen Kreuzfahrer im Zweitregister. Skjeldam verteidigte dies stets mit dem harten Wettbewerb im internationalen Kreuzfahrtgeschäft. Bisher gibt es keine Informationen darüber, unter welcher Flagge jene Schiffe künftig fahren werden, die auf der Postschiffroute nicht mehr gebraucht und umgebaut werden. Norwegen-Kreuzfahrten, die nicht der Traditionsroute folgen, sind jedenfalls künftig das Geschäft von Hurtigruten Expeditions.

Hurtigruten verkauft Immobilien auf Spitzbergen

Veränderungen kündigen sich auch bei Hurtigruten Svalbard an: Die Immobilien auf Spitzbergen, Hotels und Wohnungen, sollen verkauft werden. Ein Interessent ist dabei die staatliche Grubengesellschaft Store Norske, die ein neues Geschäftsfeld für die Zeit nach der Abwicklung der Bergwerke sucht. Diese Entscheidung hat laut einem Interview in High North News nichts mit der angespannten finanziellen Lage der Muttergesellschaft zu tun – man wolle sich lediglich auf das Kerngeschäft konzentrieren. Doch ohne Touristen, die die Angebote nutzen können und dürfen, liegt dieses Kerngeschäft aktuell brach – an der Küste fahren nur noch zwei Schiffe mit Not-Fahrplan, der Rest liegt still und die Mannschaften sind freigestellt.

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