Corona-Ausbruch: Hurtigruten gesteht Mängel ein

Norwegen. Hurtigruten hat gestern die Untersuchung zum Umgang mit dem Corona-Ausbruch an Bord der Roald Amundsen vorgestellt und sich für die Fehler entschuldigt. Die Untersuchung wurde vom Anwaltsbüro Wiersholm und der Klassifikationsgesellschaft DNV GL durchgeführt. Dabei zeigten sich Mängel, die letztlich Ende Juli/Anfang August zu 71 Covid-19-Erkrankten führten.

Die Roald Amundsen, hier in Bodø.

Die Mängel beziehen sich auf mehrere Punkte, unter anderem:

  • Es gab nicht ausreichend risikoreduzierende Maßnahmen bei der Anmusterung ausländischer Crewmitglieder. Die Quarantäneregeln wurden nicht richtig angewendet.
  • Dem Verdacht auf Covid-19, der bereits unterwegs entstand, wurde nicht nachgegangen und es wurde kein Test durchgeführt.
  • Als die Covid-19-Infektion bei den Besatzungsmitgliedern bestätigt war, dauerte es, bis die entsprechenden Maßnahmen in Gang kamen.

Hurtigruten-Konzernchef Daniel Skjeldam bedauerte die Mängel: „Der Virusausbruch auf der MS Roald Amundsen war ein ernster Zwischenfall. Was der Bericht beschreibt, ist nicht gut genug. So soll Hurtigruten nicht sein. Ich möchte um Entschuldigung bitten dafür, dass wir Fehler gemacht haben.“

Eine Flagge, zwei Register

Neben der von Hurtigruten selbst beauftragten Untersuchung gab es auch eine der norwegischen Seefahrtsbehörde. Alle Schiffe von Hurtigruten fahren unter norwegischer Flagge, allerdings in verschiedenen Registern. Die Schiffe auf der Küstenroute Bergen-Kirkenes sind im normalen norwegischen Register eingetragen. Die Besatzung hat Anspruch auf Arbeitsbedingungen nach norwegischen Tarifen. Die Roald Amundsen und  die anderen Schiffe, die für Kreuzfahrten auch in internationalen Gewässern eingesetzt werden, sind im norwegischen internationalen Register (NIS) eingetragen. Hier ist auch eine Bezahlung nach dem Tarif der Heimatländer möglich – philippinische Besatzung ist eben günstiger. Diese Praxis ist im Kreuzfahrbereich üblich. Als die philippinische Besatzung zum Einsatz einflog, hatte Norwegen das Land bereits als „rot“ eingestuft. Doch die Quarantäneregeln wurden nicht richtig umgesetzt.

Nach eigenen Aussagen hat Hurtigruten bereits begonnen, die vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen, um weiteren Fällen vorzubeugen. Die internationalen Expeditionskreuzfahrten sind bis Ende des Jahres abgesagt.

Die Roald Amundsen hatte nach einer Rundtour um Spitzbergen, ohne Landgang in Longyearbyen, am 31. Juli in Tromsø angelegt und die Passagiere von Bord gehen lassen. Zwei erkrankte Besatzungsmitglieder wurden ins Krankenhaus gebracht, dort wurde schnell Covid-19 diagnostiziert. Insgesamt erkrankten letztlich 42 Besatzungsmitglieder, die meisten von den Philippinen, und 29 Passagiere von zwei Spitzbergen-Reisen.

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