Arktis-Kreuzfahrten – Boom für Leute mit viel Geld?

Arktis. Das Eis sehen, bevor es verschwindet – ist das die Motivation für den Kreuzfahrt-Boom in der Arktis? Allein in diesem Jahr sollen 13 neue eistaugliche Kreuzfahrtschiffe fertig werden. Und mit der „Le Commandant Charcot“ soll es demnächst auch in Luxusklasse zum Nordpol gehen. Darüber berichteten High North News und arctic today.

Nordpol

Hierhin schaffen es bisher nicht viele Menschen: Eis am Nordpol. Foto NOAA

Das Schiff der französischen Reederei Ponant, das 2020 fertig werden soll, spielt in vieler Hinsicht eine Sonderrolle. Mit dem Hybridantrieb aus Flüssiggas und Batterien ist es vergleichsweise abgasarm. Seine Eisverstärkung soll Reisen bis zum geografischen Nordpol erlauben. Es dürfte der erste Hybrideisbrecher weltweit sein. Bisher ist der  russische Atomeisbrecher 50 Let Pobedy das einzige Schiff, das regelmäßig mit Touristen zum Nordpol fährt. Es waren zwar auch schon Schiffe mit konventionellem Antrieb dort wie die Polarstern (Deutschland) und Oden (Schweden). Diese sind jedoch reine Forschungseisbrecher.

Die 150 Meter lange Le Commandant Charcot, benannt nach einem französischen Polarforscher, hat 135 Doppelkabinen und Suiten mit Balkon. Zu diesen maximal 270 Passagieren kommen noch bis zu 187 Besatzungsmitglieder.

Seenotrettung jenseits von 82 Grad Nord ein Problem

Hybrid-Eisbrecher

Ponant Icebraker. Zeichnung Stirling Design International

In einem Gebiet wie der Arktis sind die Herausforderungen jedoch besonders groß. High North News listet auf, was sich Reederei wie Kreuzfahrtgäste bewusst machen sollten: Auch ein starker Eisbrecher kann bei ungünstigen Bedingungen steckenbleiben. Dazu ist das Motorsystem zwar innovativ, aber noch wenig unter diesen Bedingungen erprobt. Und es gibt nur sehr wenige Fahrzeuge, die einem Kreuzfahrer in der Nähe des Nordpols im Notfall  zu Hilfe kommen könnten. „Die Möglichkeiten der Seenotrettung sind jenseits von 82 Grad Nord sehr begrenzt. Aufgrund der großen Entfernungen bräuchten selbst Flugzeuge viele Stunden, um dorthin zu kommen“, zitiert das Medium den Leiter der norwegischen Rettungszentrale (Joint Rescue Coordination Center). Und es wird auf die jüngsten Erfahrungen bei der Beinahe-Strandung der Viking Sky verwiesen. Dort ging die Evakuierung der Passagiere in sehr viel besserer Lage trotzdem sehr langsam.

Das Eis sehen, bevor es verschwindet

Die Arktis-Kreuzfahrten mit der Le Commandant Charcot sollen ab 2021 starten und sind bereits buchbar. Die meisten kosten weit mehr als 10 000 Euro pro Person, was nicht wundert, denn das Konzept des Schiff heißt  „höchster Komfort in den Polarregionen“. Das Design des Schiffes zielt auf Kundschaft, das nicht nur Liebe zum Eis mitbringt, sondern auch Geld. Ähnliches trifft auch auf die Norwegische Sea DreamInnovation zu, die ab 2022 „von Pol zu Pol“ fahren soll, wie der Barents Observer berichtet. Reedereien rechnen zukünftig definitiv mit ausreichend interessierter und finanzkräftiger Kundschaft für Polarreisen. Laut dem Barents Observer sind aktuell rund 40 neue Kreuzfahrtschiffe speziell für diese Regionen in Planung.  Der Autor dort zieht das Fazit: „Es mag paradox klingen, aber die globale Klimaerwärmung öffnet mehr und mehr arktische Gewässer für Fahrzeuge mit Touristen, die das Meereis sehen wollen, bevor es verschwindet.“

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So sieht Ponants Werbung für das neue Schiff aus:

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