Schweden/Nordpol. Im Winter sorgt der Eisbrecher Oden für freie Fahrt im nördlichsten Teil der Ostsee. Zurzeit befindet er sich aber im Dienste der Forschung: Vor wenigen Tagen erreichte er den Nordpol. Ein schwedisch-amerikanisches Projekt mit einem internationalen Wissenschaftlerteam will dort einen Monat lang vor allem die Wolkenbildung studieren.
Der 107 Meter lange Forschungs-Eisbrecher Oden war 1991 gemeinsam mit der deutschen Polarstern als erstes Schiff mit konventionellem Antrieb am Nordpol – vorher hatten dies nur atomgetriebene Fahrzeuge geschafft. Nun ist er zum neunten Mal auf dem Dach der Welt und hat an einer Eisscholle angelegt. Die 40 Forscher an Bord werden sich nun unter verschiedenen Aspekten mit der Wolkenbildung dort beschäftigen: „Wolken spielen eine wichtige Rolle für das Klima, weil sie beeinflussen, wie viel Sonneneinstrahlung die Erdoberfläche erreicht. Sie regulieren damit die Energieströme auf der Oberfläche, die wiederum beeinflussen, wie sich Meereis bildet und schmilzt“, so die Projektvorstellung auf der Internetseite des schwedischen Polarforschungs-Sekretariats. Eine besondere Rolle spielen dabei Aerosole, die in der Arktis von Mikroorganismen im Meer und im Eis gebildet werden. Dies soll nun näher untersucht werden – auch mit Blick auf die schrumpfenden Eisflächen. Die Position des Schiffes lässt sich unter https://oden.geo.su.se/map/ verfolgen.
Wer im Geiste schon Frachtschiffrouten über den Nordpol gelegt hat, wird sich allerdings noch gedulden müssen. Wie aus dem wöchentlichen Bericht des Kapitäns hervor geht, war das Eis auf dem Weg durchaus massiv, „Verhältnisse, wie ich sie seit 2005 nicht gesehen habe“. Zuletzt war Oden 2016 am Nordpol, und da habe man von der Eiskante bis zum Ziel im Durchschnitt sechs Knoten fahren können. Diesmal sei das Eis dicker und kompakter, und man sei im Durchschnitt nur mit drei Knoten vorangekommen. Nach all den schlechten Nachrichten zum Zustand des Eises sei man über diesen Widerstand erfreut, so der Kapitän.
Oden ist allerdings nicht das erste Schiff 2018 am Nordpol: Der russische Atomeisbrecher 50 Let Pobedy (50 лет Победы) aus Murmansk hat schon fünf Kreuzfahrten mit Touristen dorthin hinter sich. Vergangenes Jahr machte das Schiff mit einem neuen Rekord Schlagzeilen: Da hatte dieser bis 2016 stärkste Atomeisbrecher der Welt nur 79 Stunden für die Strecke Murmansk-Nordpol gebraucht, also nur wenig mehr als drei Tage. Für die touristischen Kreuzfahrten waren jeweils elf Tage hin und zurück eingeplant.
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