Langsame Behörde bremst Walfang vor Island aus

Island. Die Finnwale um Island haben möglicherweise diesen Sommer ihre Ruhe. Die Lizenz für die Walfanggesellschaft Hvalur hf ist 2023 ausgelaufen – und Besitzer Kristján Loftsson hat die Hoffnung offenbar aufgegeben, dass er noch rechtzeitig eine neue erhält, wie er gegenüber Mbl.is sagte. Hinter dem beklagten langsamen Behördenhandeln dürften politische Differenzen innerhalb der Regierung stehen. 

Wal 4 Harpunen Hard to port

Wal mit vier Harpunen – einer der Gründe, warum der Walfang nun stärker kontrolliert wird. Foto Hard to port

Walfang ist eines der Themen, bei denen sich die Linksgrünen nicht mit ihren größeren Koalitionspartnern einig sind – allerdings besetzen sie das zuständige Ministerium. Die bisherige Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir konnte den Walfang zwar nicht unterbinden, verschärfte aber Stück für Stück die Auflagen für die Walfänger mit Hinweis auf das Tierschutzgesetz. Außerdem wurden deutlich häufiger Inspektoren auf den Schiffen eingesetzt. Es ist deshalb inzwischen gut dokumentiert, dass nicht alle Waltötungen so schnell gehen, wie sie eigentlich sollten, und die Tiere länger leiden müssen.

Ministerin verordnete immer mehr Auflagen

Die Ministerin hatte außerdem kurz vor dem Start der Walfangsaison 2023 ein mehrwöchiges Moratorium verhängt, um einen neuen Bericht auswerten zu können. Dies habe keine ausreichende gesetzliche Grundlage gehabt und die Interessen des Walfängers seien nicht ausreichend abgewogen worden, befand darüber inzwischen der parlamentarische Ombudsmann. Es gab Parlamentsmitglieder, die deshalb ein Misstrauensvotum gegen die Ministerin planten. Wegen einer Krebstherapie fiel diese dann allerdings ohnehin mehrere Monate aus – und erhielt bei der Regierungsumbildung, die eigentlich durch den Rückzug von Premierministerin Katrín Jakobsdóttir verursacht worden war, einen anderen Posten.

Langsames Behördenhandeln

Kristján Loftsson gibt an, er habe am 30. Januar einen Antrag an das Fischereiministerium gestellt. Erst nach rund 50 Tagen habe er eine Antwort mit Nachfragen erhalten, die den Tierschutz betrafen. Ohne die Gewissheit, wirklich starten zu können, könne er jedoch keine Leute anheuern und Material einkaufen, so Kristján Loftsson. Außerdem hätte er nur eine Lizenz für ein Jahr bekommen können, was nicht wirtschaftlich sei. Er beklagt sich über die Hindernisse von Seiten der Behörde und fordert von dieser auch Schadensersatz für die Zeit des Moratoriums. Im Rest der Saison 2023 fing Hvalurs Crew noch 24 Finnwale. Die neue Fischereiministerin Bjarkey Olsen Gunnarsdóttir, ebenfalls von den Linksgrünen, hat sich noch nicht öffentlich  dazu geäußert, wie sie damit verfahren will.

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