Längster Lehrerstreik Norwegens – Ende nicht in Sicht

Norwegen. Obwohl das neue Schuljahr in Norwegen schon im August begonnen hat, haben viele Kinder keinen richtigen Unterricht. Denn die Lehrer streiken seit drei Monaten. Sie fordern mehr Lohn, um den Beruf wieder attraktiv zu machen. Laut NRK ist es bereits der längste Lehrerstreik der Geschichte – und kein Ende in Sicht.

Tromsø

Streikende Lehrer in gelben Westen in Tromsø.

Streiks in Norwegen funktionieren anders als in Deutschland. Nicht alle verlassen zu Streikbeginn den Arbeitsplatz, erst nach und nach wird der Druck erhöht. Über die Sommerferien fiel der nicht gelöste Tarifkonflikt auch nicht so auf, doch seit dem Schulstart im August nehmen die drei Lehrergewerkschaften immer mehr Personal aus dem Unterricht. Seit gestern streiken 8200 Lehrer. Überdurchschnittlich viele davon pro Einwohner sind es in Troms og Finnmark, berichtet VG. In Oslo geht das Schulleben dagegen seinen normalen Gang – Oslo hat ein eigenes Tarifabkommen, und dort wurde man sich bereits vor den Ferien einig.

Lehrer als Lohnverlierer, Nachwuchsmangel

„Wir wären lieben im Klassenzimmer, aber wir haben keine andere Wahl, als zu streiken. Wenn die Lehrer im sechsten Jahr in Folge Lohnverlierer sind, müssen wir die Bremse ziehen.“ So begründet die größte Lehrergewerkschaft, Utdanningsforbundet, den Ausstand. Der Beruf müsse wieder attraktiver werden. Es gebe Nachwuchsmangel, schon heute sei beinahe jeder fünfte, der vor einer Klasse stehe, kein ausgebildeter Lehrer. Nach zwei Jahren Pandemie sei es zwar unglücklich, dass es erneut die Schüler treffe, doch es gehe um die Schule der Zukunft.

Schwierige Zeit für Schüler und Eltern

Die Arbeitgeberorganisation KS ist zuständig für die Angestellten in den Kommunen und damit auch für die Lehrer. Der KS-Vertreter sagte zu NRK, man habe bei der jüngsten Verhandlungsrunde neue Ideen eingebracht, aber es müssten eben alle Seiten kompromisswillig sein. Inzwischen haben allerdings alle drei Lehrergewerkschaften die Gespräche verlassen, da es keine Grundlage für eine Einigung gebe. Für die Eltern und die Schüler selbst ist der Lehrerstreik eine schwierige Zeit. Einige Kommunen versuchen nun, Schülern stattdessen andere Angebote zu machen – in Tromsø dürfen sie nun beispielsweise gratis in die Schwimmhalle, in die Sporthallen oder ins Kino.

Der Staat hat die Möglichkeit, einzugreifen und eine zwangsweise Schlichtung herbeizuführen. Beim Streik auf den Bohrinseln ging das sehr schnell, auch der Streik der Flugtechniker im Juni wurde so beendet. Der Pilotenstreik bei SAS dauerte rund zwei Wochen, schließlich einigten sich die Verhandlungspartner.

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