Corona-Grenzen: Noch ein langer Weg zum offenen Norden

Norwegen/Schweden/Finnland. Bald dürfen Touristen vieler europäischer Länder wieder nach Norwegen und Finnland reisen – Schweden aber nicht. Die ungewohnten Corona-Grenzen quer durch die Nordkalotte machen das Leben für die Einheimischen mühsam. Einige Touristen haben offensichtlich Schlupflöcher nach Norwegen gefunden.

Haparanda

Grenze zwischen Haparanda und Tornio

Das gilt zurzeit im hohen Norden: Auf der schwedischen Seite gibt es keine Kontrollen. Finnen wird bei der Rückkehr ins eigene Land eine Quarantäne empfohlen, für Norweger ist sie verpflichtend.  Dass die norwegischen und finnischen Gesundheitsbehörden kritisch auf den Nachbarn Schweden sehen, liegt nicht zuletzt am Ausbruch in Gällivare. Nach einem Wartungsstopp im Bergwerk Malmberget mit viel zugereistem Personal erkrankten Mitte Juni plötzlich immer mehr Menschen in und um den Zentralort. Gällivare mit knapp 18 000 Einwohnern ist aktuell die schwedische Kommune mit der höchsten Inzidenz pro Woche. Für Woche 26 (vergangene Woche) sind 10 Erkrankte pro 1000 Einwohner gemeldet, insgesamt 176. Die Inzidenz für die gesamte Coronazeit liegt in Gällivare bei 27/1000 Einwohner. Auf der Pressekonferenz der Region Norrbotten gab der Infektionsschutzarzt sich aber vorsichtig optimistisch. Die Maßnahmen der Kommune seien gut und die Zahl der Neuinfizierten sinke. Andere Kommunen in Norrbotten waren die ganze Zeit nur sehr gering betroffen, wie Haparanda, Älvsbyn oder Arvidsjaur. Norrbotten ist aktuell auch die schwedische Region, in der sich am meisten Menschen im Verhältnis zur Einwohnerzahl haben testen lassen.

Covid-19 und die Idee des offenen Nordens

Grenzzaun

Haparanda-Tornio: Damit die Leute sich beim Schwatz über die Grenze nicht zu nahe kommen, wurde zusätzliche Abstandsmarkierungen angebracht.

Für die Bewohner in den Grenzregionen sind die Schließungen besonders hart, weil zuvor Jahrzehnte lang alles getan wurde, um Regionen zusammenwachsen zu lassen. Dafür gab es unter dem Dach des Nordischen Ministerrates sogar eine eigene Einrichtung, den Grenzhindernis-Rat. Dieser sammelte nun Reaktionen aus den betroffenen Regionen. 82 Prozent der Befragten berichteten von Problemen aufgrund der Restriktionen. Dazu gehörte, Familienmitglieder auf der anderen Seite zu treffen. Viele fürchten, die Zeit werde Spuren hinterlassen – Grenzen, die früher nur ein Strich auf der Karte waren, seien nun Mauern geworden. „Die unterschiedlichen Restriktionen der nordischen Länder im Kampf gegen Covid-19 haben zu Verwirrung und Frustration bei vielen geführt, die in den Grenzregionen leben“, so das Fazit der Untersuchung.

Ausnahmen für berufliche Zwecke

Es gibt aber auch Leute, die die Grenze aus Schweden nach Norwegen ganz legal und ohne Quarantäne überschreiten dürfen. Dazu gehören Mitglieder von Könkämä und Lainiovuoma Sameby  (beide Kiruna Kommun), die ihre Sommerweideflächen und Renmarkierungsgebiete auf der norwegischen Seite haben. Dazu gab es allerdings Auflagen, berichteten Medien.

Ausnahmen gab es auch für Vertretungspersonal aus Schweden in norwegischen Krankenhäusern während der Urlaubszeit. Nachdem sich eine schwedische Vertretung als Covid-19-infiziert erwies, änderte das betroffene Krankenhaus seine Praxis und lässt die Leute vor einem negativen Testergebnis nicht arbeiten.

Schlupflöcher an teilweise unbewachten Übergängen

Bjørnfjell-Riksgränsen

Grenze Bjørnfjell-Riksgränsen an der E10.

Die Kontrolle an den Grenzen ist allerdings auch ungewohnt für die Länder, die sie nun eingeführt haben – und das Personal reicht nicht überall für eine 24-Stunden-Bewachung. So gab es in Norwegen Diskussionen darüber, dass man bereits jetzt deutsche und andere ausländische Wohnmobile sehen könne, obwohl die Grenze für diese noch geschlossen ist. Die Polizei sagt, sie habe nicht die Ressourcen, alle ausländischen Touristen zu kontrollieren. Eingegriffen werde aber, wenn gegen die Infektionsschutzregeln verstoßen werde. Es wurden auch bereits deutsche und andere Touristen ausgewiesen, die über einen nur teilweise bewachten Übergang nach Norwegen gekommen waren. Eine norwegische Frp-Politikerin rief bereits nach Verstärkung der Grenzen durch die Streitkräfte, meldet NRK.

Voraussichtlich wird Finnland ab dem 13. Juli mehr Touristen ins Land lassen, Norwegen ab dem 15. Juli.

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