Gällivare (Schweden). Schweden hat einen neuen Corona-Hotspot – jenseits des Polarkreises. Im Grubenort Gällivare steigen die Infiziertenzahlen, Ursprung ist vermutlich das Bergwerk Malmberget. Gällivare hat nun die Notbremse gezogen – nicht einmal mehr der Bus fährt dorthin. Darüber berichtete SVT und Norr Media. Update19.6., 9 Uhr: Die Busse fahren wieder normal.
Zunächst war es nur eine 13-köpfige Schicht aus der Grube , die in Quarantäne geschickt wurde. Inzwischen mussten 60 weitere aus dem an das Bergwerk angeschlossenen Pelletswerk nach Hause gehen, weil sie Symptome bekommen hatten oder in Kontakt mit Infizierten waren. Da der Betrieb so nicht sicher aufrecht erhalten werden könne, schließe man das Pelletswerk vorübergehend, so LKAB in einer Pressemitteilung. Doch die Zahl der Covid-19-Kranken in Gällivare ist insgesamt gestiegen, laut Aftonbladet die 17 500-Einwohner-Kommune inzwischen 128 bestätigte Fälle (insgesamt). Es liegen Personen im Krankenhaus und einige davon auf der Intensivstation.
Der Infektionsschutzarzt von Norrbotten, Anders Nystedt, verglich die Ausbreitung des Virus in Gällivare gegenüber SVT mit Stockholm zu seiner schlimmsten Zeit. Anders als zu Beginn der Pandemie soll man die Krankheit aber nicht mehr allein zuhause auf dem Sofa auskurieren. Norrbotten hat seine Testkapazitäten ausgebaut. Nystedt mahnt, jeder mit Symptomen solle sich testen lassen. Für ihn ist klar, dass der Ausbruch auf das Bergwerk Malmberget zurückgeht. Dort gab es vor wenigen Wochen einen sogenannten Wartungsstopp, zu dem externes Personal in großer Zahl in den Grubenort kam und sich auch mehr Personen als üblich in den Anlagen aufhielten. „Es gab Verhaltensregeln von LKAB, aber nach Augenzeugenberichten wurden sie nicht eingehalten“, so Nystedt auf der Pressekonferenz heute morgen.
Lokaler Lockdown für den Zentralort
Die Kommune Gällivare hat nun eine Art lokalen Lockdown für den Zentralort verhängt: öffentliche Kultur- und Freizeiteinrichtungen wurden geschlossen. Läden begrenzen den Zugang stärker, ein Teil der Gastronomie wird ebenfalls schließen. Zur Kommune Gällivare gehört zwar ein riesiges Areal bis hin zur norwegischen Grenze, der Großteil der Menschen lebt jedoch im gleichnamigen Zentralort, im benachbarten Malmberget oder in Koskullskulle – also rund um die Grube. LKAB erklärt, man werde weitere Maßnahmen einführen, um die Verbreitung des Virus zu verhindern. Insgesamt arbeiten etwa 1100 Personen bei LKAB in Malmberget.
Wartungsstopp auch in Kiruna
Ein ähnlicher Wartungsstopp wurde gerade auch im Bergwerk in Kiruna durchgeführt. Ob er zu ähnlichen Folgen führt, wird sich zeigen. Bevor nun Gällivare der neue Corona-Hotspot wurde, war Kiruna der Spitzenreiter in Norrbotten mit einer Inzidenz von aktuell 6 Fällen pro 1000 Einwohner und den meisten Toten (17). Gällivare liegt nun bei 7,3/1000. Die Inzidenz für Luleå beträgt 2/1000, der Durchschnitt für Norrbotten 2,9/1000, der für ganz Schweden 5/1000 (Zahlen auf die gesamte Corona-Periode bezogen bis 15.Juni).
In wenigen Tag ist Mittsommer – für viele Schweden das wichtigste Fest überhaupt, bei dem man Familie oder Freunde trifft. Nystedt predigt Abstand halten und Kontakte minimieren – in wenigen Wochen wird sich zeigen, wie sehr man auf ihn gehört hat.
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