Reykjanes (Island). „Nicht auf frische Lava laufen“ scheint eine überflüssige Ermahnung für Leute mit Selbsterhaltungstrieb. Den haben offenbar nicht alle, wie ein isländisches Drohnenvideo vom Ausbruch auf Reykjanes zeigt. Wer sich auf diese Weise in Gefahr bringt, sollte allerdings nicht auf die isländischen Rettungskräfte hoffen: „Wir schicken keine Einsatzkräfte in die Gefahrenzone,“ so der Polizeichef zu Vísir.
Eigentlich wollte Ísak Atli Finnbogason nur den Vulkanausbruch in den Meradalir am Fagradalsfjall mit seiner Drohne filmen und streamen. Als er die beiden Menschen entdeckte, die auf der frisch erstarrten Lava in Richtung des Kraters kletterten, steuerte er die Drohne allerdings näher an sie heran – in der Hoffnung, sie zur Vernunft zu bringen, wie er Vísir erzählte. Die beiden Personen drehten jedenfalls irgendwann um und erreichten unversehrt den sicheren Boden.
Die Einsatzkräfte können von mehreren Versuchen berichten, auf die Lava zu klettern. Bisher gab es keine Unglücksfälle auf der Lava. Klar ist allerdings: „Wir schicken keine Einsatzkräfte in die Gefahrenzone,“ so Úlfar Lúðvíksson, Polizeichef von Suðurnes. Die Sicherheit der eigenen Leute müsse gewährleistet sein, bevor man andere rette.
Frische Lava noch lange nicht betretbar
Die freiwilligen Rettungskräfte der Gruppe Þorbjörn aus Grindavík, die auch jetzt wieder am Fagradalsfjall im Einsatz sind, wissen, wovon sie abraten. Sie hatten die Eigenschaften erstarrter Lava im vergangenen Jahr Ende Dezember getestet. Der letzte Lavafluss aus dem Krater war zu der Zeit mehr als drei Monate her. Eine Frau war über die erstarrte Lava zum früheren Aussichtshügel gelaufen, der inzwischen wie eine Insel aus dem Lavafeld hervorragt. Sie wagte aber nicht, denselben Rückweg zu nehmen.
Mit dicken Stiefeln, Stangen und einem Messgerät testeten die Rettungskräfte den Weg über die Lava – und drehten wieder um. Für die Frau riefen sie einen Hubschrauber. Sie fanden es immer noch zu risikoreich. Unter der oberen Schicht maßen sie Temperaturen von mehr als 200 Grad. Mit Pech hätte man durch die äußere Kruste brechen können. Außerdem sei die Verletzungsgefahr an den scharfen Kanten groß.
Ranger sollen eingestellt werden
Andere Beispiele von Unvernunft beim aktuellen Ausbruch: Die Polizei hat den Besuch der Ausbruchsstelle für Kinder unter 12 Jahren verboten, da der Weg weit ist und die Gase für sie besonders gefährlich sind. Iceland Review berichtet aber, dass Leute trotzdem mit Kleinkindern unterwegs waren. Bei RÚV berichten Einsatzkräfte nicht nur von Verletzungen, sondern auch von Leuten, die einfach nicht genug gegessen hatten.
Da die Betreuung an der Ausbruchsstelle zu viel ist für ehrenamtliche Rettungskräfte, sollen nun zwei Ranger eingestellt werden, wie im vergangenen Jahr. Diese werden in dem riesigen Gebiet aber auch nicht überall gleichzeitig sein können.
Früherer Artikel zum Thema:
Island: Keine Kinder unter 12 Jahren mehr zum Vulkanausbruch
Das erwähnte Drohnenvideo: