Norwegen. Die Sanktionen gegen Russland machen nun auch der norwegischen Reederei Havila Probleme. Denn seit Freitag steht auch der Finanzierer jener vier Schiffe auf der Sanktionsliste, mit denen Havila eigentlich zum Linienverkehr auf der traditionellen Postschiffroute beitragen sollte. Havila arbeitet bereits an einer Alternative – aber vier große Passagierschiffe mit neuester Technologie kosten viel Geld.
Eigentlich hätte die Reederei Havila Grund zum Feiern gehabt: „Havila Capella“ erhielt gerade auf der Messe Nor-Shipping den „Next Generation Ship Award“ für seine vergleichsweise emissionsarme Technologie mit Flüssiggas und Batterien. Doch Havila Capella gehört Havila gar nicht, sondern der Leasinggesellschaft GTLK Asia. Diese wiederum ist eine Tochterfirma des staatseigenen russischen Unternehmens GTLK, eine der weltweit größten Flugzeug- und Schiffs- Leasingfirmen überhaupt. Havila Capella ist nach Vorgaben der norwegischen Reederei gebaut worden, wird von dieser aber nur für 10 Jahre geleast. So lange läuft der Vertrag, den Havila mit dem norwegischen Verkehrsministerium hat. Gleiches gilt für die drei Schwesterschiffe. Danach werden die Strecken erneut ausgeschrieben.
Die Postschiffroute und ihre Akteure
Norwegens Küstenrouten-Verkehr, in Deutschland meist als „Postschiffroute“ vermarktet, wird staatlich bezuschusst, ist aber auch mit Auflagen verbunden. 34 Häfen müssen angelaufen werden. Neben den Passagieren wird auch Fracht transportiert. Um die täglichen Abfahrten in jede Richtung sicherzustellen, werden 11 Schiffe benötigt. Während diese Touren über Jahrzehnte allein von Hurtigruten bedient wurden, sollten sich ab 2021 zwei verschiedene Anbieter die Aufgabe teilen. Der ehemalige Monopolist Hurtigruten hat noch sieben Schiffe zwischen Bergen und Kirkenes im Einsatz. Havila hatte die Ausschreibung für vier Schiffe gewonnen, doch eine Werftpleite und Corona erschwerten den Einstieg in das neue Geschäftsfeld: Bis heute ist erst eins im Einsatz, Havila Capella – das offiziell GTLK gehört.
Havila arbeitet an Refinanzierung
Man arbeite an einer Refinanzierung für Havila Capella, um mit GTLK brechen zu können, heißt es in der jüngsten Mitteilung der Reederei. Die drei anderen Schiffe befinden sich noch auf der Tersan-Werft in der Türkei und gehören noch der Werft. Allerdings sollte Havila Castor in Kürze ausgeliefert und ab 10. Mai eingesetzt werden. Dieses Schiff übernehmen zu können, sei nun die dringendste Aufgabe, heißt es in der Mitteilung. Die beiden anderen werden erst später fertig und benötigen ebenfalls eine alternative Finanzierung. Bei vier Schiffen geht es insgesamt um sehr viel Geld.
Update 13.4.: Havila Capella sitzt in Bergen fest
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