Nur noch Männer in der Regierung der Färöer

Färöer. Was hat die aktuelle Regierung der Färöer mit Saudi Arabien, Afghanistan und Nordkorea gemeinsam? Es ist eine Regierung, in der es nur Männer gibt. Das ist das Ergebnis der jüngsten Regierungskrise, während der die einzige Ministerin in einem taktischen Manöver zurückgetreten war. Das wurde nun auf der Inselgruppe zum Thema. Darüber berichtete Kvf.fo.

Flagge Færøer

Merkið, die Flagge der Färöer. Foto Arne List , CC BY-SA 2.0

Sozialministerin Elsebeth Mercedis Gunnleygsdóttir  und Fischereiminister Jacob Vestergaard von der konservativen Fólkaflokkurin waren vor der Abstimmung um das Gesetz zu den „Mit-Müttern“ zurückgetreten. So konnten sie auf ihre Plätze als gewählte Abgeordnete im färöischen Parlament (Løgting) zurückkehren und den von der Opposition eingebrachten Gesetzesentwurf ablehnen. Das Manöver war umsonst: Es gab genug Abtrünnige in den Regierungsparteien, die dafür stimmten und so die Rechte von gleichgeschlechtlichen (Frauen-)Paaren stärkten. Danach gab es aber kein Zurück mehr ins Amt für Gunnleygsdóttir  und Vestergaard. Sie wurden schließlich durch zwei relativ unerfahrene  männliche Fólkaflokkurin-Mitglieder, Árni Skaale und Sólvit Nolsø, ersetzt. Die Regierungskrise scheint aber vorerst überwunden, die Koalitionspartner wollen es zunächst weiter miteinander probieren.

28 Prozent der Abgeordneten sind Frauen

Mit einer einzigen Frau als Ministerin und nur 28 Prozent Frauen als Abgeordnete war das färöische Parlament schon vorher kein Ort mit ausgeglichener Repräsentation. Nach der Neubesetzung der Ministerposten wurde dies noch deutlicher. Kritik kam unter anderem von der Vorsitzenden der Organisation demokratia und dem Rat für Gleichberechtigung. Der offene Brief einer 16-Jährigen zum Thema wurde von den Medien aufgegriffen: „Wir können und dürfen diese Situation nicht akzeptieren. Wir können nicht zulassen, dass unsere Regierung jungen Frauen ihre Träume auf eine Zukunft in der Politik raubt“.  Und nicht zuletzt warf die Opposition die Frage nach einer Gleichstellung der Geschlechter auf.

Parteien schlagen die Minister vor

„Unglücklich“ nannte Premierminister Bárður á Steig Nielsen das Ergebnis. Doch es sei Tradition auf den Färöer, dass diejenigen als Minister ernannt würden, die von den jeweiligen Parteien im Regierungsbündnis vorgeschlagen würden.

Die Regierung der Färöer besteht aus dem Premierminister und sechs Ministern. Zwei Minister gehören ebenfalls Nielsens sozialliberaler Sambandsflokkurin an, drei Fólkaflokkurin und einer der christlich-konservativen Miðflokkurin.

Eine Premierministerin gab es allerdings schon einmal, allerdings nur von Januar 1993 bis September 1994: Marita Petersen von den sozialdemokratischen Javnaðarflokkurin.

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