Norwegen/Russland. Die norwegisch-russischen Beziehungen sind an einem Tiefpunkt. Gestern wurden 15 Mitarbeiter der russischen Botschaft in Oslo zur unerwünschten Personen in Norwegen erklärt und müssen ausreisen. Laut den norwegischen Behörden handelt es sich bei diesen um verdeckte Nachrichtenoffiziere. Nun wird mit einer ebensolchen Gegenreaktion gerechnet. Darüber berichtete NRK.
Norwegens Außenministerin Anniken Huitfeldt betonte in der Pressemitteilung, dass Norwegen sich normale diplomatische Beziehungen zu Russland wünsche und russische Diplomaten in Norwegen willkommen seien. Der Schritt, den Norwegen gehe, richte sich ausschließlich gegen unerwünschte nachrichtendienstliche Aktivitäten. Man werde nicht zulassen, dass russische Nachrichtenoffiziere unter dem diplomatischen Deckmantel in Norwegen aktiv seien.
Norwegen hatte auch im April 2022 drei russische Diplomaten ausgewiesen, die die Behörden für verkappte Nachrichtendienstler hielten. Im Gegenzug hatte Russland drei norwegische Diplomaten ausgewiesen. Damals, kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, wiesen sehr viele europäische Länder russische Diplomaten aus. Der aktuelle Fall ist eine rein norwegische Aktion und wird von Kommentatoren in den Medien als ziemlich dramatisch beurteilt.
Russland hat laut NRK rund 40 Diplomaten in Norwegen, diese Zahl wird nun deutlich schrumpfen. Noch schwieriger wird es allerdings für Norwegen, wenn Russland wie vor einem Jahr reagiert und ebenfalls dieselbe Zahl ausweist. Denn Norwegen hat nur noch 22 Diplomaten in Russland, in Moskau und St. Petersburg. Das Konsulat in Murmansk hat bereits geschlossen. Russland hat Vertretungen in Oslo, Kirkenes und Barentsburg/Spitzbergen
Frühere Fälle von Spionage
Der bekannteste Spionagefall in Norwegen ist vermutlich der des norwegischen Diplomaten Arne Treholt, der 1985 wegen Spionage für die Sowjetunion verurteilt wurde. Damals wurden laut NRK neun Mitarbeiter der russischen Botschaft ausgewiesen oder zu unerwünschten Personen erklärt. Treholt hat im Übrigen immer bestritten, spioniert zu haben. Er starb im Februar 2023 in Moskau.
Viele Schlagzeilen machte vor einigen Jahren der Fall des ehemaligen norwegischen Grenzbeamten Frode Berg, der 2017 in Moskau festgenommen und der Spionage beschuldigt wurde. Berg gab schließlich zu, als Kurier für den norwegischen Nachrichtendienst tätig gewesen zu sein. Er kam nach zwei Jahren durch einen Ringtausch wieder frei.
Forscher in Tromsø immer noch in Haft
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine herrscht in Norwegen erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber potenzieller Spionage. Zeitweise wurden auch russische Touristen festgenommen, die Drohnen hatten fliegen lassen oder einfach nur Fotos machten. Diese waren alle wieder freigelassen worden. Noch in Haft sitzt ein Mann in Tromsø, der als Gastforscher aus Brasilien an der Universität tätig war. Die norwegischen Ermittler gehen allerdings davon aus, dass er eigentlich ein russischer Nachrichtenoffizier ist.
13:30 Uhr: Zahl der norwegischen Botschaftsmitarbeiter in Russland aktualisiert.