Nach Entgleisung: Immer noch kein Zug nach Narvik möglich

Vassijaure/Kiruna (Schweden). Eigentlich sollten heute die ersten Züge nach Narvik wieder rollen können – nach der langen Reparaturpause aufgrund einer Entgleisung bei Vassijaure im Dezember. Doch der Start wurde erneut verschoben, weil das Wetter die Arbeiten weiter behindert. Vergangene Woche waren dies zwei Orkane – und immer wieder Schnee. In Kiruna häuft sich inzwischen das Erz, das nicht abtransportiert werden kann.

Nach dem Orkan Ingunn musste auf der Baustrecke erst einmal Schnee geräumt werden. Foto BDX via Trafikverket

Am 17. Dezember entgleisten bei Vassijaure zwölf Wagen eines voll beladenen Erzzugs von LKAB auf dem Weg nach Narvik. Dem Lokführer passierte nichts, aber der Schneeschutztunnel, viele Wagen und 15 Kilometer Gleis waren zerstört. Allein 25 000 neue Bahnschwellen mussten verlegt werden – im tiefsten Winter auf 68,4 Grad Nord. Dass der erste Zeitplan mit Wiedereröffnung am 31. Januar nicht gehalten werden konnte, war spätestens dann klar, als Anfang Januar die große Kälte in Nordschweden zuschlug, mit Temperaturen unter -30 Grad. Die beiden Orkane und große Mengen Schnee kippten nun kurz vor der Fertigstellung noch einmal den Plan – in der jüngsten Mitteilung des schwedischen Trafikverket will man sich nicht mehr auf ein Datum festlegen, Vy nennt auf seiner Seite den 12. Februar.

Noch ist nicht bekannt, warum der Zug entgleiste – ob es sich um einen Fehler am Gleis oder am Zug handelte und wer dafür letztlich die Verantwortung trägt. Zunächst einmal kostet es die Bergbaufirma LKAB Geld, weil sie kein Erz mehr über Narvik ausschiffen und verkaufen kann – laut einer LKAB-Vertreterin im Interview 100 Millionen SEK am Tag, umgerechnet 8,8 Millionen Euro. Zwar wird weiterhin auch Erz über Luleå ausgeschifft, hauptsächlich aus Malmberget, aber das Gleis dorthin ist bereits an der Kapazitätsgrenze, mehr geht dort nicht zu transportieren.

Erz für Millionen liegt auf der Halde

Links der Ansatz eines Erzpellet-Hügels. Foto LKAB

Doch die Produktion geht auch in Kiruna weiter. Die Erzpellets häufen sich dort nun zu einem bereits gewaltigen Hügel mit einem geschätzten Wert von 5 Milliarden SEK. Vielleicht werde es bis 2030 dauern, bis dieses Erz verschifft sei, so die LKAB-Vertreterin. Denn auch die Strecke nach Narvik hat nicht mehr viele Kapazitäten frei. Betroffen ist auch die Grube von Kaunis Iron in Kaunisvaara bei Pajala, die ebenfalls über Narvik verschifft, nordnorwegische Lebensmittelketten, die auf diesem Weg ihre Ware beziehen, und Fischhändler, die ihren Fisch per Bahn nach Süden schicken.

Betroffen sind natürlich auch die Reisenden, die eigentlich mit dem Zug nach/ab Narvik fahren wollten. Ihnen entgeht nun die Strecke mit dramatischen Ausblicken – aber für sie gibt es immerhin Schienenersatzverkehr.

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