Hochbetrieb auf Spitzbergen – und die dritte Havarie des Sommers

Spitzbergen (Norwegen). Nach zwei Coronasommern, in denen die Reise nach Spitzbergen nur schwer möglich war, werden Touristen nun wieder mit offenen Armen empfangen. Doch die wirtschaftliche Belebung kommt mit Begleiterscheinungen. Innerhalb kürzester Zeit sind nun drei Schiffe in der Inselgruppe havariert. Bisher ist es immer gut ausgegangen – aber von dem jüngsten Ereignis erfuhr die Küstenwache nur durch Zufall. Darüber berichteten NRK und Svalbardsposten.

Spitzbergen: Die arktische Natur lockt. Foto Thomas Christiansen

Nach den Medienberichten war das Kreuzfahrtschiff Ocean Atlantic im Nordosten der Inselgruppe unterwegs, als es einen Schaden am Rumpf im Unterwasserbereich davontrug. Zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, ob durch ein Auflaufen auf Felsen oder durch die Kollision mit Eis. Da das Schiff Eisklasse hat, sollte es letzteres aber aushalten können. Der Mannschaft gelang es, das Leck ohne fremde Hilfe vor Ort abzudichten. Die Ocean Atlantic hat Platz für 198 Passagiere. Für Ärger sorgt nun, dass der Kapitän den Schaden nicht selbst den norwegischen Behörden gemeldet hat. Diese wurden erst durch einen Tipp aufmerksam. Hätte sich die Situation anders entwickelt, in den abgelegenen, anspruchsvollen Gewässern, wäre Hilfe schneller vor Ort gewesen, wenn man früher Bescheid gewusst hätte, so ein Vertreter der Seefahrtsbehörde zu NRK. Das letzte Stück begleitete das Küstenwachschiff Andenes die Ocean Atlantic. Nun befinden sich beide in Longyearbyen.

Aufgelaufen in der Borebukta

Die Ocean Atlantic war nicht das erste Schiff in diesem Jahr, das (vermutlich) Grundberührung hatte. Vergangene Woche musste das Ausflugsboot Isbjørn II von einer flachen Stelle in der Borebukta gezogen werden. Die elf Touristen an Bord wurden evakuiert. Die Crew konnte das Boot schließlich mit eigener Maschine zurück nach Longyearbyen bringen. Ob es umfangreichere Schäden gab als etwas ausgelaufenes Diesel, ist nicht bekannt. An derselben Stelle sollen in den vergangenen Jahren immer wieder Schiffe aufgelaufen sein. Zwar sind die Seekarten an vielen Stellen der Inselgruppe lückenhaft – dieses Flach soll aber inzwischen eingezeichnet sein.

Zu Beginn des Sommers war die M/S Virgo mit 13 Touristen an Bord im Fuglefjorden aufgelaufen. Dabei war der Treibstofftank beschädigt worden. Der Hergang wird noch untersucht.

Die Polarsyssel, das große Einsatzschiff des Sysselmesteren, ist für Fälle mit auslaufendem Treibstoff ausgerüstet – allerdings muss sie auch erst einmal zur Unglücksstelle kommen.

Kreuzfahrtschiffe mit nicht angemeldeten Waffen an Bord

 Laut NRK betreiben zurzeit 80 Schiffe in irgendeiner Form touristische Aktivitäten auf Spitzbergen – ein neuer Rekord. Neben den Grundberührungen gab es auch noch Schlagzeilen anderer Art: Auf zwei Kreuzfahrtschiffen einer nicht genannten ausländischen Reederei wurden 50 Waffen und eine Menge Munition entdeckt. Diese sollen als Sicherheit bei Landbesuchen wegen der Eisbären mitgeführt worden sein. Die Waffen hätten aber angemeldet werden müssen und wurden beschlagnahmt.

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