Gratissitze und Corona-Flüge: Fluglinie Mom Air war Kunstprojekt

Island. Eine neue Fluglinie mitten in Coronazeiten klingt nicht nach einem erfolgreichen Geschäftsmodell. Trotzdem wurde auf Island vor kurzem eine solche angekündigt – Mom Air, in der Optik verdächtig ähnlich der eingestellten Wow Air. Neben dem niedrigen Preis hatte die Airline ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Wer sonst bietet Flüge speziell für Coronainfizierte an? Zur Enttäuschung hoffnungsvoller Passagiere in spe erwies sich Mom Air jedoch als Kunstprojekt  und Abschlussarbeit für die Universität Reykjavik.

Mom Air

Ähnlichkeiten mit einer früheren isländischen Fluggesellschaft vermutlich beabsichtigt. Quelle momair.is

Die neue Airline lockte mit Optionen wie zwei Gratissitze pro Flugzeug, die dann offensichtlich mit einer Extragebühr für Toilettenpapier und Seife refinanziert werden sollten. Und mit den Covid-Flügen wurde ja vielleicht eine Marktlücke entdeckt? In diesen Maschinen hätten auch jene buchen dürfen, die die Krankheit schon hinter sich haben. Dort werde nur Personal mit Antikörpern eingesetzt, hieß es. Die Pressemitteilungen dazu waren offenbar weltweit auf Englisch versendet worden, auch wenn man für die Internetseite dann Isländischkenntnisse braucht. Es gab schon früh die Vermutung, es könne sich um einen Scherz handeln. Dies wurde nun bestätigt: „CEO“ Oddur Eysteinn Friðriksson, Künstlername Odee, wollte damit nur gewisse Mechanismen vorführen.

Buchungsanfragen und eine Flugzeugflotte im Angebot

„Mein Hauptziel war, die Undurchsichtigkeit zu zeigen – wie man einfach eine Fassade aufbaut und den Leute erzählt, man habe ein Unternehmen, und die Leute beginnen es zu glauben und interagieren damit“, wird er von CNN zitiert. Das Projekt lief so erfolgreich, dass er es sogar frühzeitig abbrechen musste. Unter anderem wurde der Anwalt des Unternehmens aufmerksam, das die Rechte an der Marke Wow Air gekauft hatte und diese wiederbeleben will. Mit Fehlern auf der Webseite testete er außerdem die Leidensfähigkeit der Nutzer, wie ein Zitat im Reykjavik Grapevine zeigt. Trotzdem bekam der Instagram-Account innerhalb kürzester Zeit fast 10 000 Follower. Odee erhielt nach eigenen Angaben nicht nur Tausende von Buchungsanfragen, sondern auch ein Angebot über eine Flugzeugflotte samt Personal und Airport Slots bei einem Logistikunternehmen. Der Künstler widerstand allerdings der Versuchung, das Projekt in die Tat umzusetzen.

CNN befragte Vertreter anderer Fluggesellschaften zu den Marketingideen von Mom Air –  und die beiden Gratissitze haben durchaus Chancen, irgendwann bei einer anderen Airline aufzutauchen. Die Idee mit den Corona-Flügen wollte allerdings niemand übernehmen.

Es gab vor Corona allerdings durchaus ernstgemeinte Versuche, eine neue Linie auf Island zu starten:

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