Die zweite Coronawelle in Schweden steigt weiter

Schweden. Die Corona-Zahlen steigen in Schweden weiter. Gestern wurden auch im nördlichsten Landesteil Norrbotten die verschärften „lokalen Empfehlungen“ eingeführt.  Fast zeitgleich wurde bekannt, dass Schauspieler Sven Wollter (86) im Krankenhaus in Luleå an den Folgen von Covid-19 gestorben ist. Wollter spielte unter anderem Kommissar Van Veeteren in der Verfilmung von Håkan Nessers Krimis. Update 16.30 Uhr: Die Regierung will nun den Alkoholausschank beschränken.

Sven Wollter

Der schwedische Schauspieler Sven Wollter, hier bei einem Einsatz für den Herz-Lungen-Fond, starb gestern an den Folgen von Covid-19. Foto Hjärt-Lungfonden

Die zweite Welle hatte in Schweden spät begonnen, sich dann aber steil aufgebaut – und inzwischen hat sie auch die pessimistischste Prognose der Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten übertrumpft. Für den vergangenen Donnerstag wurden 4746 neue Infektionen gemeldet – so viele wie noch nie. Die 14-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner wurde gestern auf der Pressekonferenz mit 449 angegeben. Inzwischen sollen nun mehr als 8 von 10 Millionen Schweden diesen lokalen Regeln folgen, die auf massive Kontaktbeschränkungen hinauslaufen, private Feiern verhindern und Läden leeren sollen. Inwieweit sie erfolgreich sind, lässt sich noch nicht feststellen. Am längsten gibt es die Regeln schon in Uppsala, seit dem 20. Oktober. Eine echte Trendwende wurde dort noch nicht festgestellt, aber möglicherweise ein langsameres Wachstum. Es gibt auch Klagen, dass sich nicht genug Menschen daran halten. Bußgelder gibt es in Schweden nicht. Die Regionen, die die schärferen „lokalen Empfehlungen“ eingeführt haben, lassen auch die Obergrenze für Veranstaltungen bei 50 Personen.

Belastung in den Krankenhäusern steigt

Die zweite Welle zeigt sich bereits in den Krankenhäusern. Rund 1000 Personen benötigen stationäre Hilfe im Krankenhaus, 131 liegen bereits auf der Intensivstation. Auch in den Seniorenheimen gibt es wieder vermehrt Ausbrüche. Und es sterben auch wieder mehr mit Covid-19. Ein prominentes Opfer war nun der Schauspieler Sven Wollter. Wollter stammte aus Göteborg, wohnte aber zuletzt in Luleå. Er hatte sich bei einem Besuch in Stockholm infiziert. Der Schauspieler wirkte an zahlreichen Filmen mit, darunter die sechs Van-Veeteren-Filme. Zweimal erhielt er den schwedischen „Guldbagge“ für die beste männliche Hauptrolle. Er stand aber noch bis vor wenigen Jahren auch regelmäßig auf der Bühne und erhielt 2016 den Theaterpreis der Svenska Akademi. Im Herbst war er noch mit einer Band getourt, die letzten Auftritte waren wegen seiner Erkrankung verschoben worden. Laut Statistik sind inzwischen 6 057 Menschen in Schweden mit Corona gestorben.

Update: Als weitere Maßnahme gegen eine weitere Virusverbreitung hat die schwedische Regierung heute Nachmittag angekündigt, Alkoholausschank nur noch bis 22 Uhr zuzulassen. Die Lokale mit Alkoholkonzession müssen dann auch um 22.30 Uhr schließen. Diese Regel soll ab dem 20. November gelten. Vor kurzem wurde bereits die Gruppengröße in Restaurants auf acht Personen zu beschränken. Auch Island, Norwegen und Finnland setzen auf eine stärkere Regulierung des Alkoholausschanks.

Die ersten Kommunen führen nun auch wieder Besuchsverbote in den Altenheimen ein, um die Bewohner zu schützen – von Haparanda bis Stockholm.

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