Keine Staatshilfe – geht Norwegian die Luft aus?

Norwegen. Der norwegische Staat hat es abgelehnt, die Fluggesellschaft Norwegian erneut finanziell zu unterstützen. Damit steht die Gesellschaft vor großen finanziellen Problemen und Konzernchef Jacob Schram kann einen Konkurs nicht mehr ausschließen. 1600 Mitarbeiter wurden freigestellt.

Norwegian

Vergangenheit: Lebhafter internationaler Flugverkehr.

Ausländische Touristen kommen kaum nach Norwegen aufgrund der Einreisebeschränkungen, grundsätzlich wird seit Corona weniger gereist. Norwegian fehlen die Fluggäste. Um bis 2022 durchzuhalten, hätte der Konzern mehr Geld gebraucht. Doch eine Unterstützung von Norwegian sei in dieser Situation keine vertretbare Anwendung der Mittel der Allgemeinheit, so Wirtschaftsministerin Iselin Nybø in der Pressemitteilung der Regierung. Gegenüber NRK verdeutlichte sie, die Gesellschaft habe mehr als 40 Milliarden NOK Schulden. Es sei ein bedeutendes Risiko, dort noch mehr Geld zu investieren.

Grundsätzlich will die norwegische Regierung die Luftfahrt schon weiter unterstützen – wie bisher mit insgesamt 13 Milliarden NOK. Voraussichtlich wird sie weiter Inlandsflüge bezuschussen, um trotz der geringen Nachfrage ein Basisangebot aufrecht zu erhalten. Davon profitierten bereits Widerøe, SAS und auch Norwegian, ein laufendes Abkommen dazu gilt noch bis Ende des Jahres.

Von 154 Flugzeugen auf sechs

Norwegian war schon vorher Corona in der Krise. Unter den Billigfluglinien herrscht ein harter Wettbewerb, den schon die isländische Wow Air nicht überlebte. Norwegian hatte außerdem das Problem, dass seine Boeing 737-Max -Flugzeuge nicht in die Luft durften. Aufgrund mangelnder Nachfrage hatte die Gesellschaft zuletzt allerdings nur noch 21 Flugzeuge in Betrieb – von früher einmal 154. Jetzt wird noch weiter heruntergeschraubt. Mit sechs Flugzeugen und 600 Mitarbeitern, wie eine Pressemitteilung ankündigt, sucht der Konzern noch einen Weg aus der Krise. Zuletzt hatte Norwegian auch wieder Strecken in Schweden bedient, zum abgespeckten Flugplan gehören aber nur noch Inlandsstrecken in Norwegen.

Im Frühjahr hatte Norwegian bereits für vier Tochtergesellschaften in Schweden und Dänemark Konkurs angemeldet. In Norwegen hatte Norwegian damals noch drei Milliarden NOK an Kreditgarantien bekommen.

Wizz Air will die Lücke füllen

Keine Krise, die nicht auch Gewinnler hätte. Seit kurzem fliegt die ungarische Billigfluglinie Wizz Air nicht nur nach, sondern auch innerhalb Norwegens. Es gab Schlagzeilen, als Premierministerin Erna  Solberg einen Boykott dagegen öffentlich unterstützte. Dieser bezog sich darauf, dass der Wizz Air-Chef sich negativ zu gewerkschaftlichem Engagement  äußerte und offenbar nicht vorhat, norwegische Tariflöhne zu zahlen. Wizz Air hat SAS und Norwegian bereits preislich unter Druck gesetzt und könnte in die Lücken springen, die Norwegian hinterlässt.

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Norwegian-Tochtergesellschaften in Konkurs

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