Reykjavík (Island). Heute treffen sich die Außenminister des Arktischen Rates zur turnusmäßigen Sitzung. Erstmals werden dabei der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein neuer US-amerikanischer Kollege Antony Blinken persönlich aufeinandertreffen. Interessant wird dabei sein, welche Rolle die neue amerikanische Regierung in diesem Gremium spielen will.
Die Sitzung findet im Konzerthaus Harpa in Reykjavík statt, weil Island gerade für zwei Jahre den Vorsitz in diesem Gremium der acht arktischen Staaten hatte. Island hatte diese Zeit unter das Motto „Gemeinsam für eine nachhaltige Arktis“ gestellt. Aufgrund von Corona sind nur wenige Delegationsmitglieder persönlich angereist, die Arbeitsgruppen hatten sich im vergangenen Jahr nur virtuell getroffen. Das Treffen wird live gestreamt .Dabei soll eine Abschlusserklärung verabschiedet und das 25-jährige Bestehen des Gremiums mit einem strategischen Plan für den arktischen Rat markiert werden. Der Vorsitz wird dann an Russland übergehen.
Als vor zwei Jahren der Vorsitz von Finnland auf Island wechselte, fand die Abschlusssitzung in Rovaniemi statt. Blinkens Vorgänger Mike Pompeo weigerte sich, die vorbereitete Abschlusserklärung mitzutragen, weil darin der Klimawandel vorkam. Er brach außerdem mit den Gepflogenheiten des Gremiums und klagte Russland und China explizit an. Militärische Interessen wurden bisher ausdrücklich ausgeklammert. Der Arktische Rat hat seinen Fokus auf Fragen wie Notfallrettung im Eismeer, Umweltschutz und Interessen der Urvölker – diese sind in sechs Gruppen im Gremium selbst vertreten.
Vorstellungsrunde für Blinken – und Konfliktpotenzial
Nach dem Auftritt von Pompeo in Rovaniemi wird interessant sein, wie Blinken nun die Rolle der USA in der Arktis repräsentiert. Das Konfliktpotenzial unter den Arktisanrainern ist in den vergangenen zwei Jahren allerdings nicht geringer geworden und es ist fraglich, ob der Arktische Rat überhaupt zu seiner alten Praxis zurückkehren könnte. Sergej Lawrow hat sich erst vor kurzem wieder kritisch zu den NATO-Aktivitäten in der Arktis geäußert und speziell Norwegen genannt. Damit dürften unter anderem der U-Boot-Anleger in Tromsø und der Kooperationsvertrag zur Nutzung von Basen gemeint sein. Norwegens Außenministerin Ine Eriksen Søreide hat sowohl mit Blinken als auch mit Lawrow Treffen in Reykjavík vereinbart.
Grönland ist im Arktischen Rat nicht eigenständig präsent., sondern nur als Teil der dänischen Delegation unter Außenminister Jeppe Kofod. Der grönländische Außenminister Pele Broberg und der färöische Premierminister Bárður á Steig Nielsen sind aber persönlich dabei. Es ist geplant, dass Blinken danach auch nach Kangerlussuaq in Grönland fliegt und den neuen grönländischen Premier Múte B. Egede trifft.
Früherer Artikel zum Thema:
USA verlässt Konsens: Neue Zeiten im Arktischen Rat
Mehr zum Arktischen Rat