Schiene nach Tromsø: Nordnorgebanen nicht wirtschaftlich?

Norwegen. Neuer Anlauf für die Bahn nach Tromsø: Ein entsprechender Entwurf der Bahnbehörde liegt jetzt zur Diskussion aus. Eins scheint jetzt schon klar: Als wirtschaftlich gilt „Nordnorgebanen“ nicht. Die Kosten werden mit umgerechnet 12 Milliarden Euro veranschlagt.

Tromsø

Nach Tromsø auch mit der Bahn?

Anläufe für einen Weiterbau des norwegischen Bahnnetzes nach Norden gab es schon mehrere, den jüngsten 2011. Die damals ermittelten Kosten wurden nun auf den neuesten Stand gebracht. Anlass für die Neuauflage war ein Wunsch des Verkehrsministeriums. Man rechnet mit noch mehr Fracht – beispielsweise Fisch aus Zuchtanlagen- und hofft auf noch mehr Touristen, die die Bahn nutzen würden, wenn es sie gäbe. Bisher endet das norwegische Bahnnetz bekanntlich in Bodø. Über Schweden kommt man noch bis Narvik.

Dass ein Bahnbau angesichts der Geografie mit Fjorden und Bergen extrem aufwendig und teuer ist, ist logisch. 2011 hatte der Entwurf einen Tunnelanteil von 58 Prozent. Beim neuen Entwurf wurde außerdem eine Alternative mit nur 45 Prozent erstellt. Eine zusätzliche Stichstrecke nach Harstad ist ebenfalls möglich.

Fracht auf die Schiene

Angesichts der Kosten wird auch ein abschnittsweiser Bau vorgeschlagen: Entweder erst nur von Fauske nach  Narvik oder ein Anfang mit der Strecke von Narvik nach Tromsø.

Trassenoptionen Nordnorgebanen. Quelle: Jernbanedirektoratet Norge

Mit der Nordnorgebanen würde voraussichtlich ein Teil Fracht auf die Schiene verlagert, was klimafreundlicher wäre und den Straßenverkehr sicherer machen würde. Reisende wären damit schneller unterwegs als mit Auto oder Bus und hätten eine Alternative zum Flugzeug.  Auf der heutigen Straßenführung sind es aktuell von Fauske nach Tromsø 480 Kilometer. Der Trassenentwurf sieht eine Bahnstrecke von 375 Kilometern vor.

Nach den bisherigen Berechnungen wird das Verkehrsaufkommen aber nicht ausreichen, die Investitionskosten wieder hereinzuholen und die Bahn wirtschaftlich zu machen. Dazu muss die Politik nun Stellung nehmen.

Einen Verlierer gäbe es auf jeden Fall: Für die Rentierhalter nördlich von Fauske würde sich der Alltag deutlich erschweren. Die Unfallgefahr wäre groß: Die heutige Nordlandbahn bekommt gerade an vielen Stellen Schutzzäune, um die hohe Zahl an Unfällen mit Renen und anderen Tieren zu senken. Zäune verhindern wiederum den freien Zug zwischen den Weidegebieten.

Die Diskussion um die Bahn nach Tromsø ist damit am selben Punkt angekommen wie die der „Arctic Railway“ Rovaniemi-Kirkenes. Dort haben sich jetzt private Geschäftsleute hinter das Projekt geklemmt.

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