Narvik (Norwegen). Gestern Nachmittag entgleiste ein voll beladener Erzzug kurz vor dem Bahnhof Narvik. Niemand kam zu Schaden, aber der Bahnhof war zunächst gesperrt. Die norwegische Havariekommission ist heute vor Ort, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Bisher ist keine Ursache bekannt. Darüber berichtete unter anderem NRK. Inzwischen ist die Einfahrt in den Bahnhof wieder eingeschränkt möglich, man muss aber mit Verspätungen rechnen. (Letzter Stand 20.30 Uhr)
Der betroffene Erzzug ist einer von 10-12 Zügen am Tag, die das Erz aus Kiruna zum Hafen in Narvik transportieren. Ein Zug hat 68 Wagen, jeder mit 100 Tonnen Erz beladen. Laut Pressemitteilung des Bergbauunternehmens LKAB stehen die Lok und etwa 30 Wagen noch, aber mehr als die Hälfte ist samt Ladung umgekippt. Erst wenn die Havariekommission grünes Licht gibt, kann die Unfallstelle geräumt werden. Eine zusätzliche Lok wurde aus Kiruna geschickt, um Wagen wegziehen zu können.
Strecke wieder eingeschränkt nutzbar
Glück im Unglück: An dieser Stelle ist das Gleis nicht einspurig wie sonst meist auf der Strecke der Erzbahn, sondern vierspurig. Zwei von vier Gleisen waren heute wieder nutzbar. Es kam allerdings zu Verspätungen, weil der Strom noch abgeschaltet war und Güter- und Personenzüge mit Dieselloks gezogen werden mussten, berichtet NRK. Die Streckensperrung betraf hauptsächlich weitere Erzzüge von LKAB. Diese sollen eingeschränkt wiederaufgenommen werden können, wenn ein drittes Gleis freigeräumt ist, voraussichtlich morgen. Ab Narvik verkehrt auch ein Nachtzug nach Stockholm, es ist noch mit Verspätungen zu rechnen.
Erst 2021 Entgleisung eines Erzzuges mit massiven Folgen
Erst im November 2021 entgleiste ein Erzzug von LKAB zwischen Kiruna und Gällivare. Als Ursache hat sich inzwischen ein Sprung im Gleis herausgestellt, also eine Abnutzungserscheinung. LKAB hat eine Genehmigung für eine Achslast von 30 Tonnen, darf die Strecke zwischen Kiruna und Gällivare jetzt aber nur noch mit verminderter Achslast, d.h. mit weniger Ladung befahren. Das Bergbauunternehmen fordert seit Jahren einen besseren Gleisunterhalt und einen kompletten Ausbau der Erzbahn zwischen Narvik und Luleå zweigleisig. Etwa zwei Drittel des Erzes von LKAB werden über Narvik ausgeschifft, ein Drittel über Luleå. Gerechnet in Tonnen steht LKAB für 45 Prozent des Güterverkehrs auf schwedischen Gleisen.
Letzter Stand: 20.30 Uhr
Früherer Artikel zum Thema: Erzzug entgleist: Streckensperrung mit weitreichenden Folgen
Siehe auch: Reisen mit der Bahn