Spitzbergen (Norwegen). Eine ortsbekannte Hütten-Einbrecherin, die auch noch ihren Nachwuchs dazu anstiftet. Ausgestattet mit einem deutlichen Gewaltpotenzial. Beweismaterial liegt vor. Das Problem: Die Wiederholungstäterin mit dem Drang zu menschlichen Behausungen ist eine 17-jährige Eisbärin. In Longyearbyen gehen die Ideen aus, wie man sie davon abhalten kann. Darüber berichteten Svalbardposten und NRK.
Vor Ort wird die Eisbärin „Frost“ genannt – sie ist der Hauptstar des Dokumentarfilms „Queen without Land“ des Norwegers Asgeir Helgestad, gefilmt ab 2013 über fünf Jahre. Ihr Hang zum Hütteneinbruch hat bisher Leuten einen Schrecken versetzt, aber noch kam es nicht zu gefährlicheren Situationen. Drei ihrer erwachsenen Kinder sind bereits erschossen worden – eins davon war der Eisbär, der 2020 den Campingwart im Zelt getötet hat. „Frost“ hat offenbar wenig Respekt vor Menschen und hat dies auch ihrem Nachwuchs so beigebracht. Eisbärforscher Jon Aars vom norwegischen Polarinstitut meinte gegenüber NRK, es sei zu spät, ihr Verhalten noch zu ändern.
Um das geeignete Vorgehen gab es eine heiße Diskussion auf der Facebookseite von Svalbardposten: Abschuss, mit dem Hubschrauber ausfliegen oder was sonst? Zwar muss man auf Spitzbergen immer mit Eisbären rechnen. Dass Frost in jüngster Zeit gleich mehrere Hütten besucht hat, ihren diesjährigen Nachwuchs im Schlepptau, sorgt aber für Verunsicherung. Und der Ortsvorsitzende von Longyearbyen Lokalstyre, Arild Olsen, fürchtet, dass früher oder später eine Situation entsteht, die entweder für Menschen oder für die Bärin selbst unglückliche Folgen haben kann. Er will eine Lösung für das Problem. Im Film von Helgestad gilt Frost noch als „most caring mother“ – nun ist sie die „kriminell schlechte Mutter“ und „Problembärin„.
Einbrüche kein Grund zum Abschuss
Eisbären sind in Norwegen streng geschützt. Sysselmester Lars Fause betont gegenüber NRK, man sei bereit, kurzfristig einzugreifen, wenn es erforderlich sei. Die Entscheidung über einen möglichen Abschuss müsse jedoch fachlich verankert sein und den gesetzlichen Regelungen entsprechen. Zurzeit gebe es dafür keinen ausreichenden Grund.
Asgeir Hegestad folgte Frost über 5 Jahre, um zu dokumentieren, wie sich das schrumpfende Eis auf ihr Leben auswirkt. Der Trailer:
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