Spitzbergen: Eisbär verletzt „Bremen“-Crewmitglied – Tier erschossen

Spitzbergen. Ein deutsches Crewmitglied des Expeditionsschiffes „MS Bremen“ ist gestern morgen auf Spitzbergen von einem Eisbären angegriffen und verletzt worden. Der Mann soll demnächst von Longyearbyen nach Tromsø geflogen werden. Der Eisbär wurde erschossen. Darüber berichtete zuerst Svalbardposten.

MS Bremen

MS Bremen (Archivbild). Foto Monster4711/Wikimedia

Die „MS Bremen“, ein Schiff der deutschen Kreuzfahrtreederei Hapag Lloyd, befand sich in den Sjuøyane, einer Gruppe kleiner unbewohnter Inseln ganz im Norden des Spitzbergen-Archipels. Wer sich jenseits des Hauptortes Longyearbyen bewegt, muss auf Eisbären gefasst sein und als Schutz eine Waffe tragen oder sich in bewaffneter Begleitung befinden – und so hatte auch die „MS Bremen“ entsprechendes Personal an Bord. Bei dem Verletzten handelt es sich laut Spiegel Online  um einen dieser Eisbärenwächter. Das Tier soll von einem Kollegen erschossen worden sein. Der Verletzte, ein Mann in den Vierzigern, wurde zunächst auf dem Schiff behandelt, von einem Rettungshubschrauber abgeholt und ins Krankenhaus von Longyearbyen gebracht. Sein Zustand soll stabil sein, er ist nicht in Lebensgefahr und soll baldmöglichst zu weiteren Untersuchungen nach Tromsø geflogen werden.  Andere Personen wurden nicht verletzt. Die „MS Bremen“ war am vergangenen Montag zu einer neuntägigen Rundreise durch die Inseln von Spitzbergen gestartet.

Eisbär-Schild

Vor Eisbären wird gewarnt – hier: Ny Ålesund. Foto Thomas Christiansen

Eisbären sind auf Spitzbergen streng geschützt und dürfen nicht gestört werden. Reiseveranstalter müssen entsprechende Regeln befolgen. Die Sjuøyane sind außerdem Teil des Naturreservats Nordost-Spitzbergen (Nordaust Svalbard Naturreservat), dem „Reich der Eisbären und Walrösser“. Zum genauen Ablauf des Vorfalls gab es anfangs widersprüchliche Angaben. Hapag-Lloyd schreibt auf  Facebook, die vier Eisbärenwächter seien an der Insel von Bord gegangen, um den Landgang vorzubereiten und sicherzustellen, dass keine Eisbären da sind. Der Eisbär sei zunächst nicht sichtbar gewesen und habe die vier überrascht. Man habe zunächst versucht, ihn zu vertreiben, dies sei aber nicht gelungen. Der Sysselmann, oberste Verwaltung und gleichzeitig Polizei, ist bereits dabei, den Fall zu untersuchen. Der tote Eisbär ist nach Longyearbyen gebracht worden.

Trotz aller Regeln kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Eisbären und Menschen auf Spitzbergen. Schlimm endete dies 2011:  Das Camp eine britischen Schülergruppe wurde von einem Eisbären heimgesucht, der einen 17-Jährigen tötete und mehrere verletzte. Hinterher gab es Kritik an mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen.    Immer wieder werden jedoch Bären erschossen, zuletzt im Jahr 2016 sogar insgesamt vier – zwei aus Notwehr, eine Bärin wurde bei einem verunglückten Warnschuss verletzt und ertrank, ihr Junges musste getötet werden, weil es ohne sie keine Überlebenschance hatte.

Da es um Spitzbergen aufgrund der steigenden Temperaturen immer weniger Eis gibt, beobachten Forscher, dass sich die Bären zunehmend an Land ihre Nahrung suchen. Das dürfte die Gelegenheiten für Konflikte noch steigern.

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