Schwierige Koexistenz: F-35 zu laut für zivile Luftfahrt in Evenes

Evenes (Norwegen). Auf dem Flughafen Harstad/Narvik in Evenes wird es im kommenden Jahr deutlich belebter zugehen – ganz unabhängig davon, wie sich der Passagierverkehr entwickelt. Denn dann sollen die norwegischen Abfangjäger von Evenes aus starten und nicht mehr von Bodø. Das Problem: Sie starten mit den neuen Kampfflugzeugen F-35. Und diese sind nach Messungen der Fluggesellschaft Widerøe so laut, dass Angestellte und Passagiere dabei ernsthafte Gehörschäden davontragen können. Darüber berichtete NRK.

Flughafen Harstad Narvik

Flughafen Harstad/Narvik in Evenes

In Evenes sollen in den nächsten Jahren mehrere Funktionen der Luftwaffe zusammengezogen werden: Zum einen wird bereits ab Januar 2022 die „Quick Reaction Alert“-Aufgabe von Bodø übernommen. Auch Bodø ist ein Flughafen mit teils militärischer, teils ziviler Nutzung. Allerdings wurden dort nur die älteren und im Vergleich leiseren F-16-Kampfflugzeuge genutzt. Bodø hat schon große Pläne für die Zeit nach dem Militär. Außerdem sollen die Überwachungsflugzeuge von Andøya nach Evenes umziehen.

Mehr als 130 Dezibel

Als Passagierflughafen ist Harstad/Narvik die Nummer drei in Nordnorwegen hinter Tromsø und Bodø mit knapp 800 000 Reisenden im Jahr 2019. Der Verkehr dort hat zugenommen, seit die Hålogaland-Brücke den Weg nach Narvik deutlich verkürzt hat und Narviks kleiner Regionalflugplatz stillgelegt wurde. Harstad/Narvik hat eine Landebahn von 2800 Metern und ist auch ein Knotenpunkt für jene, die mit großen Flugzeugen aus dem Süden kommen und für Ziele im nordnorwegischen Kurzbahnnetz in kleinere umsteigen. Angesichts der anstehenden Veränderungen hat die Fluggesellschaft Widerøe, die die kleinen Flugzeuge betreibt, Messungen beim Start der bereits vorhandenen F-35 angestellt. Das Ergebnis zeigte, was vorher schon theoretisch diskutiert wurde: Passagiere, die nicht durch eine Brücke direkt ins Gebäude gehen können, sind in der Zeit draußen mehr als 130 Dezibel ausgesetzt, was nicht zugelassen ist.  Widerøe und auch SAS haben deshalb schon Passagiere länger an Bord behalten, bis der Lärm vorbei war, was aber zu Verspätungen führt. Ein Teil der Parkplätze ist bereits abgesperrt, weil es dort inzwischen zu laut ist.

Mehr Lärmschutz kostet Geld

Der Flughafenchef sagte zu NRK, der Erfolg der Koexistenz von militärischer und ziviler Luftfahrt in Evenes hänge auch davon ab, wie gut das Militär seine Aktivitäten anpassen könne. Der Aufstieg eines Abfangjägers im Ernstfall müsse aber schnell geschehen und sei durch den Nachbrenner besonders laut. Die einzige Möglichkeit einer dauerhaften Lösung seien Passagierbrücken zu allen Flugzeugen, was allerdings für die kleinsten Flugzeuge gar nicht möglich ist. Einige Räume des Flughafens müssten besser schallisoliert werden, und ein Parkhaus ist geplant.

Fraglich ist, wer diese teuren Maßnahmen bezahlen soll. Forsvarsbygg, zuständig für die Anlagen des Militärs, ist bisher nicht der Meinung, dass die teuren Bauten nötig sind.

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