Restriktives Abtreibungsrecht der Färöer in der Diskussion

Färöer. Die meisten nordischen Staaten haben ein Abtreibungsrecht, das den Schwangeren in den ersten Monaten selbst die Möglichkeit gibt, zu entscheiden, ob sie ein Kind bekommen möchten oder nicht. Mit einer Ausnahme: den Färöer. Die jüngste Gerichtsentscheidung in den USA hat den Blick der dänischen Medien auch wieder auf diese Ausnahme gelenkt. Und es gibt eine Petition, die Schwangeren von den Färöer kostenlose Abtreibungen in Dänemark ermöglichen soll, wenn diese das wünschen.

Flagge Færøer

  Färöer. Foto Arne List , CC BY-SA 2.0

Ungewollt Schwangere können auf den Färöer nur abtreiben, wenn ihre eigene Gesundheit oder ihr Leben gefährdet ist, wenn die Schwangerschaft durch Vergewaltigung oder Inzest entstand, wenn der Fötus an einer schweren oder unheilbaren Krankheit leidet oder wenn die Frau nicht in der Lage ist, sich um das Kind zu kümmern. Dieses alte dänische Recht von 1956 wurde in Dänemark und Grönland längst abgelöst. Doch der Autonomiestatus der Färöer erlaubt es, an der alten Version festzuhalten.

Meinungen verändern sich

Bei einer Umfrage im Jahr 2017, über die Kristeligt Dagblad berichtete, sah das Meinungsbild noch so aus: 29 Prozent wollen die freie Wahl wie in anderen nordischen Ländern, 56 Prozent wollten ein restriktives Gesetz wie das geltende, 7 Prozent wollten ein komplettes Verbot und 8 Prozent hatten dazu keine Meinung.

Nach einer aktuellen Online-Umfrage von Portal.fo ist dies in Bewegung geraten, allerdings hieß die Frage nur: Muss das Gesetz verändert werden oder nicht? Von 6186 Teilnehmern antworteten 49 Prozent, dass das Gesetz keine Veränderung brauche. 45 Prozent wollen eine Veränderung. 6 Prozent haben dazu keine Meinung. Diese Umfrage ist allerdings trotz der hohen Teilnehmerzahl vermutlich nicht repräsentativ und die Fragestellung nicht komplett eindeutig. Die Regelung könnte in einem geänderten Gesetz ja auch noch weiter verschärft werden.

Im Auftrag des färöischen Rundfunks ermittelte das Meinungsforschungsinstitut spyr.fo Folgendes: 77 Prozent sind der Meinung, das Gesetz müsse erneuert werden. 49 Prozent wollen die freie Entscheidung über eine Abtreibung für die Schwangeren, 41 Prozent sind dagegen. 22 Prozent wollen, dass Abtreibung verboten wird. 68 Prozent sind dagegen, dass Abtreibung verboten wird und wollen entweder die freie Entscheidung oder die Möglichkeit zur Abtreibung nach bestimmten Kriterien.

Ausweg Ausland

Für färöische Schwangere, die sich gegen ein Kind entscheiden und den Kriterien für eine Abtreibung im eigenen Land nicht entsprechen, gibt es bisher nur die Option, sich im Ausland Hilfe zu suchen. Das kostet Geld, selbst in Dänemark, da für diese Leistung ein Wohnsitz und eine Personennummer in Dänemark notwendig wäre. Eine dänische Petition will diesen Ausweg für Färingerinnen nun kostenfrei machen. Doch es bleibt eine Hürde: die Reise und ihre Kosten.

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