Norwegen: Kupfergrube genehmigt – Proteste angekündigt

Kvalsund (Norwegen). Die norwegische Regierung hat dem Kupferabbau der Nussir ASA am Repparfjord in Nordnorwegen grünes Licht gegeben. Während das Unternehmen und viele in der Gemeinde Kvalsund nun feiern, bereiten Umweltschützer Protestaktionen vor. Denn der Grubenabfall soll im Fjord entsorgt werden. Darüber berichtete NRK.

Repparfjorden

Repparfjorden. Foto Helene Lind Jensen, Natur og Ungdom

In der Gegend wurde zwischen 1972 und 1978 schon einmal Kupfer abgebaut, am Ulveryggen. Dies soll wieder aufgenommen werden, außerdem das Vorkommen Nussir ausgebeutet werden. Kupfer ist aktuell weltweit stark gefragt, unter anderem für die Motoren von Elektroautos und Solarzellen. Nussir ASA wirbt damit, dass das Vorkommen dort sehr rein mit wenig umweltschädlichen Bestandteilen sei und in Nordeuropa mit der umweltfreundlichsten Methode eingeschmolzen werde. Auch etwas Gold und Silber steckt in den Bergen. Zu den Auflagen der norwegischen Regierung gehört, dass Teile des Abbaus während der Rentierzug- und Kalbzeit im Frühjahr nicht in Betrieb sein dürfen, um die Rentierhalter so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. In einem Zeitraum von 25 bis 30 Jahren sollen rund 25 Millionen Kubikmeter Material abgebaut werden.

Kritik an Grubenabfall im Fjord

Repparfjord

Der Repparfjord liegt in den Nähe von Hammerfest. Karte sel/stepmap

Umweltgruppen wie Natur og Ungdom oder der Naturvernforbundet halten das geplante Projekt allerdings für „eins der umweltschädlichsten Industrieprojekte Norwegens überhaupt“ – vor allem wegen der geplanten Entsorgung des schwermetallhaltigen Grubenabfalls im Repparfjord, eigentlich ein nationaler Lachsfjord. Die Rede ist von zwei Millionen Tonnen Grubenschlamm. Sie gehen davon aus, dass das Bodenleben und der Fischbestand davon stark beeinträchtigt werden und führen als Beispiel die schlechten Erfahrung mit anderen Seedeponien in Norwegen an. Fachlich gestützt wird dies durch wissenschaftliche Untersuchungen, und die Fischereibehörde hat sich deshalb ebenfalls gegen eine Betriebsgenehmigung ausgesprochen. Naturvernforbundet verweist auch darauf, dass nur noch fünf Länder weltweit Seedeponien überhaupt zulassen und plädiert statt dessen für eine bessere Ausnutzung des Abfalls und eine Rückführung in die unterirdische Grube. Nussir argumentiert damit, dass das Material sich bei dem gewählten Verfahren nicht weit verbreiten werde. Auch für ein Projekt am Førdefjord in Sogn og Fjordane hat die Regierung bereits eine Seedeponie genehmigt. Dort steht allerdings noch die Betriebsgenehmigung aus.

Protest auch vom Sameting

Gegen das Nussir-Projekt hatten sich auch der norwegische Sameting und weitere samische Organisationen ausgesprochen – wegen der Einschränkungen für die Rentierhalter und wegen der Verschmutzung des Fjords. Der Sameting kündigte eine Klage gegen die Entscheidung an. Die Gruppe der Samen zieht hier allerdings nicht komplett an einem Strang. Einige, wie der stellvertretende Bürgermeister von Kvalsund, sind für das Vorhaben, weil es dem Ort Einkommen und 150 Arbeitsplätze bringen soll.

Nachdem die Genehmigung der Regierung gestern bekannt wurde, kündigen die Umweltorganisationen nun Proteste an. Natur og Ungdom will dabei auch „zivilen Ungehorsam einsetzen, und die inzwischen sehr bekannte Sängerin Ella Marie Hætta Isaksen, Gewinnerin des norwegischen „Stjernekamp 2018“, ehemalige Vorsitzende von Natur og Ungdom Finnmark, will sich notfalls auch dort anketten.

Früherer Artikel zum Thema: Quarz und Kupfer oder Rentier und Fisch?

 

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