Norwegen: Mit Joik zum Sieg bei „Stjernekamp“

Norwegen. Ella Marie Hætta Isaksen ist die Siegerin des diesjährigen „Stjernekamp“ , der Sänger-Castingshow des Norwegischen Rundfunks (NRK). Die 20-Jährige kommt aus einer samischen Familie in Tana, Nordnorwegen –  ihr Final-Lied war ein Joik.

Ella Marie

Ella Marie Hætta Isaksen. Foto: Tore Sætre, CC BY-SA 4.0

Ella Marie Hætta Isaksen ist keine Anfängerin: 2016 gewann sie den Sami Grand Prix in Kautokeino mit dem selbstgeschriebenen Lied „Luoddaearru„, 2017 siegte sie damit bei  Liet international, einen Gesangswettbewerb für Regional- und  Minderheitssprachen. Die junge Frau geht musikalisch aber nicht den traditionellen Weg: 2017 gründete sie  mit Daniel Eriksen und Aleksander Kostopoulos ÍSAK, eine Band, deren Stilrichtung sich mit „samischer Elektropop“ beschreiben lässt. Das große Fernsehpublikum sah sie möglicherweise zum ersten Mal bei der Spellemann -Preisverleihung, als die Band mit einem Lied von Mari Boine auftrat, die dort den Ehrenpreis erhielt – und Ella Maries großes Vorbild ist.  „Ich hätte es nicht gewagt, auf der Bühne auf Samisch zu singen, wenn Mari Boine das nicht vor mir getan hätte“, sagte sie im Interview mit Dagsavisen.

Joik: Einst verboten, heute zur besten Sendezeit im Fernsehen

Dass sich Dinge verändern können, dafür war auch dieser Wettbewerb ein Signal. „Joik zur besten Sendezeit ist nicht selbstverständlich“ schreibt die Direktorin von NRK Sápmi, die sich noch gut daran erinnert, wie in ihrer Jugend Joik dazu benutzt wurde, Samen zu verhöhnen. Die Kirche hatte die samische Musiktradition lange als heidnisch verbannt, der Staat auf Anpassung gedrängt, auch in der Sprache. Doch die Kunst überlebte. Vergangenes Jahr wurde  Joik sogar als eines von einem Dutzend Genres bei „Stjernekamp“ eingeführt, in einer anderen Sendung lernen Teilnehmer mit einem fachkundigen Lehrer, wie man einen eigenen Joik entwickelt.

Sängerin mit Umweltengagement

Ella Marie Hætta Isaksen war nicht die erste samische Teilnehmerin bei Stjernekamp, aber die bisher erfolgreichste. Die 20-Jährige hat zwar schon früh auf Musik gesetzt, jedoch nicht ausschließlich. Sie engagierte sich in der Naturschutzorganisation Natur og Ungdom und gehörte zeitweise sogar zum Führungsteam. Das Engagement zeigte sich auch in ihrer Liedauswahl: Der Joik „Máze“, ursprünglich von Mari Boine und Liu Sola präsentiert, erinnert an einen der größten Umweltproteste in Norwegens Geschichte, auch als „Alta-Saken“ bekannt, in der Umweltschützer und die samische Bevölkerung gemeinsam gegen einen Staudamm kämpften, der Máze unter Wasser gesetzt hätte. Beim Genre „Lied“ überzeugte sie übrigens mit einem nordnorwegischen Klassiker ganz anderer Art: „E du nord“ von Kari Bremnes.

Bis man ÍSAK auch mal „im Süden“ sehen kann, vergeht wahrscheinlich noch etwas Zeit. Im November haben sie diverse Auftritte in Norwegen: Am 3. sind sie beim Oslo World Festival im Blå zu hören, am 9. in Trondheim, am 10. in Bergen, am 24.  in Sortland (Vesterålen) und am 30. November in Tromsø.

Hier ist Ella Marie Hætta Isaksen mit ihrem Final-Lied „Ozan“ von Adjagas:

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