Kirkenes (Norwegen). China ist die aufsteigende Supermacht – und Kirkenes in Nordnorwegen stellt sich schon mal probeweise darauf ein. Das diesjährige Barents Spektakel, eine Festival-Mischung aus Kulturveranstaltungen und Politik, verwandelt den Ort noch bis Sonntag in die nördlichste Chinatown der Welt.
Die Brücke von Kirkenes nach China ist nicht so abwegig, wie es vielleicht manchem scheinen mag – in der Nordostpassage gibt es immer weniger Eis, und immer mehr Reedereien richten den Blick auf diese Verbindung, die den Weg von Asien nach Europa enorm abkürzt. Kirkenes mit seinem Hafen läge da praktisch auf dem Weg. Und auch wenn die angedachte Bahnverbindung von Kirkenes über Finnland nach Mitteleuropa gerade nicht mehr realistisch scheint, weil sie unter den einschätzbaren Bedingungen vermutlich nicht wirtschaftlich zu betreiben wäre: Allein die Existenz dieser Pläne zeigt, dass Chinas Interesse an der Arktis und die „Polar Silk Road“ schon einen großen Schatten werfen.
Kunst, Musik, Politik
Die Auseinandersetzung mit dem Thema findet beim Barents Spektakel auf verschiedenen Ebenen und mit allen Sinnen statt. Die Stadt ist geschmückt mit Drachen und Schriftzügen, es gibt Kunstinstallationen, Essen, Lesungen, Theatervorführungen, politischen Diskussionen und Musik (Programm auf der Webseite barentsspektakel.no ). Künstlerische Leiterin ist diesmal Helle Siljeholm, die schon mehrfach mit dem Veranstalter, dem Kulturverein Pikene på Broen, zusammengearbeitet hat. Sie vertritt Luba Kuzovnikova während deren Elternzeit.
Das Barents Spektakel versteht sich selbst als grenzüberschreitendes Festival und findet zum 15. Mal statt. Überschritten werden hier sowohl Genre- als auch Ländergrenzen. Scließlich befindet man sich nur wenige Kilometer von Russland entfernt, russische Künstler und Helfer gehören stets dazu. Zu den Beiträgen von ferner östlich gehört diesmal das „Performance Dinner“ der Chinesin Lin Wang: “ Exotic Dreams and Poetic Misunderstandings Project„. Finanziert wird das Festival durch öffentliche Zuschüsse und private Sponsoren. Viele Veranstaltungen sind gratis.
Artikel zum Barents-Spektakel 2018: Heute beginnt das „Barents Spektakel“ in Kirkenes