Inari/Utsjoki/Nellim (Finnland). Auf der Insel Vanhahautuumaasaari vor Inari wurden gestern die sterblichen Überreste von 69 Samen zum zweiten Mal beigesetzt. Sie waren dort 1934 von Rassenforschern ausgegraben worden. Die feierliche Zeremonie wurde von Yle übertragen. Weitere sterbliche Überreste von Samen werden heute in Utsjoki und in Nellim beigesetzt.
Unter der Idee der Rassenbiologie im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert hatten auch die Samen massiv zu leiden. Der Schwede Anders Retzius (1796-1860) erfand den „Schädelindex“, und auch viele andere glaubten, aus Knochenmaßen Schlüsse ziehen zu können. Wie lebende Menschen vermessen wurden, zeigt unter anderem der Film Sameblod von Amanda Kernell. Viel „Forschungsmaterial“ stammte jedoch auch aus Gräbern in ganz Sápmi.
Vanhahautuumaasaari, der alte Begräbnisplatz im Inarisee, wurde gleich zwei Mal heimgesucht, wie Yle berichtet: 1878 von einem Bergbauingenieur, der 103 Schädel ausgrub und mitnahm, sowie 1934 von einer anthropologischen Expedition. Eine Aufarbeitung dieser Ereignisse innerhalb der Kirche zeigt, dass Behörden und Kirche im letzteren Fall Bescheid wussten und dies auch genehmigten. Lediglich vor der örtlichen Bevölkerung sollten diese Grabdiebstähle geheim gehalten werden, da vorauszusehen war, dass diese sich empören würden. 2012 bat der Bischof von Oulu die Samen für die Erniedrigungen der Vergangenheit um Entschuldigung.
Beisetzungen in Inari, Utsjoki und Nellim
Bereits 1995 wurden die früher ausgegrabenen Schädel auf Vanhahautuumaasaari erneut beigesetzt. 172 sterbliche Überreste von Samen befanden sich noch in der anatomischen Sammlung der Universität Helsinki. Sie wurden 2001 an das samische Museum Siida in Inari überstellt und dort angemessen aufbewahrt. Nun kommen sie zurück an die Orte, an denen sie eigentlich hätten in Frieden ruhen sollen.
Das Begräbnis auf Vanhahautuumaasaari war gestern. Heute ab 10 Uhr findet die Zeremonie auf dem Friedhof der Kirche Pyhä Ulriika in Utsjoki statt für diejenigen, die 1882–83 dort am Ufer von Mantojärvi ausgegraben worden waren. Ein weiterer Ort der Grabräuberei war am Pasvikfluss im zeitweise finnischen Petsamo. Die sterblichen Überreste dieser drei Skoltsámi werden nun auf Wunsch der Skoltsamischen Gemeinde so nah wie möglich, auf dem orthodoxen Friedhof von Nellim beigesetzt.
Wiederbegräbnisse samischer Schädel oder kompletter Skelette gab es auch schon in Norwegen und Schweden, zum Beispiel 2019 in Lycksele.
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Aufarbeitung der Geschichte: Samische Schädel wieder begraben