Luleå (Schweden). Rosarote Flamingos, Vintage-Lampen, nur alkoholfreie Getränke und gratis: Musikens Makt in Luleå ist nicht wie jedes andere Festival. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hält sich der ehrenamtliche organisierte und nicht kommerzielle Akt seit zehn Jahren. Dort spielte sogar Ghost vor dem internationalen Durchbruch sowie Anna Ternheim.
„Musik statt Bier“ soll im Mittelpunkt stehen, alle sollen sich wohl und sicher fühlen, Belästigungen durch Alkoholisierte vermieden werden. Wer das seltsam findet, sei daran erinnert, wie restriktiv der Erwerb von Alkohol in Schweden gehandhabt wird. Das Ergebnis gibt den Veranstaltern bisher recht: Im Vergleich mit dem „normalen“ Luleå Hamnfestival gilt es als das „nettere“ und weniger problematisch. Was nicht heißt, dass dort nur besinnliche Musik gespielt wird. Rosa Flamingos gehören sicher nicht zur üblichen Bühnenausstattung der Punk-Veteranen von Asta Kask oder Rapper Erik Lundin, aber das gehört bei Musikens Makt eben dazu.
Geldmangel und Wetterprobleme
Um das Gelände dürfte mancher Veranstalter Musikens Makt beneiden: Die Landspitze Gültzauudden bietet Strand, Sonnenuntergang, eine große Wiese, umgeben von Bäumen, und befindet sich zentral in Luleå.
Der ursprüngliche Termin lag allerdings jeweils am letzten Wochenende, bevor die Schule wieder beginnt, also Mitte August oder kurz danach. Der kurze nordschwedische Sommer ist dann schon etwas wankelmütig, und mehrfach hatte man Pech mit dem Wetter. Auch aus finanziellen Gründen war die Zukunft des von der Kommune bezuschussten Festival immer wieder fraglich. In diesem Jahr wurden die Bühnen zwei Wochen früher aufgebaut. Auch das war eine Entscheidung mit Risiken: Das Wetter hätte zwar kaum besser sein können, doch Luleå ist nicht Stockholm: Die zahlreichen Studenten, die sonst die Stadt bevölkern, sind über die langen Sommerferien größtenteils in ihre Heimatorte zurückgekehrt, viele andere noch „på semester“ und die vergleichsweise wenigen Touristen füllen diese Lücken kaum.
Gespür für Künstler
Zur Gratis-Musik auf Gültzauudden kamen dann aber doch ziemlich viele, und das Publikum war so breit gefächert wie das Programm. Zu den bekannteren Künstlern dieser Auflagen gehörte Loreen, international möglicherweise als ESC-Siegerin 2012 noch in Erinnerung, allerdings stilistisch inzwischen etwas anders unterwegs. Musikkritiker bescheinigen Musikens Makt ein Gespür für die Künstlerauswahl – so mancher war vor dem großen Durchbruch dort. Das Elektropop-Duo Icona Pop beispielsweise, dessen Song „I love it“ später von Coca Cola in einem Werbespot verwendet sowie die Metalband Ghost, damals gerade im Absprung über den Atlantik und in den internationalen Erfolg, beide im Jahr 2011. Die inzwischen international bekannte Singer/Songwriterin Anna Ternheim war 2014 zu Gast.
Musik aus Nordschweden
Musikens Makt ist aber auch eine Bühne für Künstler aus der Region und beweist, dass man nicht nur in Stockholm kreativ ist. Und man darf gerne rätseln, ob es auch einer von ihnen mal über die Grenzen des Landes hinaus schafft: Johan Airijoki aus Malmberget zusammen mit Malmfältens Rockklubb, die dort ihre Schwedentournee beendeten? (Robert) Hurula , Punk/Rock, aufgewachsen in Luleå? Singer/Songwriterin Mi von Ahn aus Umeå? Oder die noch junge Luleå-Metalband First Revival? Man wird sehen!
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