Norwegen. Man sieht diese Bilder immer öfter: Skifahrer auf einem weißen Band von Kunstschnee, während die Landschaft darum herum kein bisschen winterlich aussieht. So ist es dieses Wochenende auch beim Saisonstart der norwegischen Biathleten in Sjusjøen. Und es hat nicht gereicht, dass schon im September die Schneekanone angeworfen wurde, man musste dafür auch noch 100 Lkw mit gelagertem Schnee aus Lillehammer anfahren. Künftig soll der Saisonstart später stattfinden. Darüber berichteten NRK und TV2.
Darauf warten, dass es schneit, und dann erst die Ski rausholen? Was für Freizeitsportler ganz normal ist, ist für Skiorte nicht planbar genug. Nicht nur in den Alpen, auch im Norden ist Schneemanagement ein wichtiger Faktor geworden. Wettbewerbe werden lange im Voraus geplant und sollen stattfinden können, auch wenn das Wetter noch gar nicht winterlich ist. Andere Orte werben mit einer planbaren Saisoneröffnung, damit Hotelgäste und Hüttenbesitzer auch das vorfinden, was sie erwarten. Nur kommt der Winter eben immer später, und in diesem Jahr ist es besonders warm.
Aufwendige Vorbereitung für den Saisonstart
Das Skizentrum Sjusjøen bei Lillehammer machte schon im September Schlagzeilen: Während Südnorwegen nach einem trockenen Sommer mit leeren Stauseen und hohen Stromkosten zu kämpfen hatte, wurden dort schon die Schneekanonen in Gang gesetzt, um rechtzeitig genug zu haben. Dabei verwies das Skizentrum auf seinen vorteilhaften Stromvertrag, der das möglich machte.
Es hat aber offenbar nicht gereicht, und zuletzt war es sogar zu warm, um überhaupt Kunstschnee zu produzieren. Dass es nicht gereicht hat, begründen die Organisatoren gegenüber NRK auch damit, dass es im vergangenen Winter/Frühjahr zu trocken war, um die notwendigen Vorräte anzulegen. Zeitweise war angedacht, die Veranstaltung ins Birkebeinerstadion in Lillehammer zu verlegen. Stattdessen wurden dann 2000 Kubikmeter Schneevorrat aus Lillehammer per Lkw 18 Kilometer nach Sjusjøen gekarrt.
„Das falsche Signal angesichts des Klimawandels“
NRKs Sportreporter Jan Petter Saltvedt fasst es so zusammen: „Es ist der Klimawandel, der das größte Problem für alle Wintersportarten ist. Hier kämpfen sie nicht dagegen, sondern tragen dazu bei. Das ist das falsche Signal, sowohl für die Biathleten als auch für NRK, der das gerne mit seinen Zuschauern teilen will.“
NRKs neuer Biathlon-Experte Harri Luchsinger verlangt einen späteren Saisonstart, ebenso wie Erik Østli, Organisator am Skistadion Beitostølen bei TV2. Stattdessen könne die Saison später enden – dann sei der Schnee meist noch gut.
Später starten, später enden
Laut TV2 hat der internationale Skisportverband die Weltcuprennen im kommenden Jahr bereits eine Woche später gelegt. Damit könnten auch die nationalen Auftaktveranstaltungen eine Woche nach hinten verschoben werden. Ob das reicht?
Bei den schwedischen Biathleten war zum Auftakt in Idre nach Tauwetter auch nur noch die Skispur übrig. Winterwetter hatten die Langläufer im finnischen Muonio – aber das liegt auch mehrere Hundert Kilometer weiter nördlich.
Früherer Artikel zum Thema: Schneeprognosen für Norwegen angesichts des Klimawandels.